Der CSU-Chef hat beim Parteitag nur Lob für die CDU-Vorsitzende parat

Karlsruhe/Berlin. Ein Grußwort ist auch nicht mehr das, was es einmal war: Geschlagene 70 Minuten hat Horst Seehofer gestern auf dem CDU-Parteitag gesprochen, eine halbe Stunde länger als geplant. Allerdings nahmen die Delegierten der Schwesterpartei erfreut zur Kenntnis, dass der CSU-Vorsitzende nicht nach Karlsruhe gekommen war, um Unfrieden zu stiften.

Im Gegenteil. Der bayerische Ministerpräsident rühmte die "gute Zusammenarbeit" und bedankte sich mehrfach bei der "lieben Angela". Dass Deutschland die Krise besser als alle anderen gemeistert habe und nun den verdienten wirtschaftlichen Aufschwung erlebe, verdanke man der Bundeskanzlerin, sagte Seehofer. Einmal mehr erweise es sich, dass die Union "mit beiden Lungenflügeln" atme: mit dem wirtschaftspolitischen und mit dem sozialpolitischen. Seehofer rief CDU und CSU deshalb dazu auf, die Gegner "viel selbstbewusster" anzugehen. Im Gegensatz zu anderen Parteien definiere die Union Gerechtigkeit nämlich nicht über materielle Verteilung, sondern über gesellschaftliche Teilhabe. Die von der schwarz-gelben Bundesregierung umgesetzte Reform der Hartz-IV-Gesetze eröffne vielen Menschen neue Lebenschancen. Kern dieser Politik sei es, "zu aktivieren, statt zu alimentieren".

Die SPD nannte Seehofer im Rahmen seiner Parforcetour, die neben der Steuerpolitik auch die Energiepolitik, die Gesundheitsreform und die Migrationsproblematik streifte, "nur noch die Reclam-Ausgabe einer Volkspartei". Den Grünen warf er Verlogenheit vor. Wer angesichts der Ausschreitungen in Gorleben von einer Sternstunde der Demokratie spreche, so Seehofer, müsse sich fragen lassen, was für ein Demokratieverständnis er habe.