Berlin/Kabul. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, eine nordafghanische Provinz bereits im kommenden Jahr aus der Verantwortung der Bundeswehr an afghanische Stellen zu übergeben. Er versuche, diesen Schritt "politisch voranzutreiben", sagte Westerwelle im Deutschlandfunk. "Aber das jetzt schon namentlich festzumachen, das wäre natürlich nicht klug, denn das würde ja nur zu entsprechenden Gegenreaktionen und Störmanövern, kriegerischen Akten in den entsprechenden Regionen führen." Das müsse verhindert werden. Die Bundeswehr ist im Norden des Landes stationiert und hat die Verantwortung für neun Provinzen.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat derweil die USA zu einer Einschränkung des Kriegseinsatzes aufgefordert. "Die Zeit ist gekommen, um die Militäroperationen zu reduzieren", sagte Karsai der "Washington Post". Die Bevölkerung sei mit der massiven Präsenz ausländischer Truppen im Alltagsleben überfordert.

Karsai betonte, mit seiner Forderung keine Kritik am Einsatz der USA üben zu wollen. Jedoch werde sein Volk nach fast zehn Jahren Krieg ungeduldig und verlange, dass die "Aufdringlichkeit" der Truppen nachlasse. Vor allem nächtliche Hausdurchsuchungen von ausländischen Soldaten müssten ein Ende finden. "Wenn es Razzien geben muss, dann sollten sie von der afghanischen Regierung nach afghanischem Recht durchgeführt werden."