Von alters her rufen die Seeleute den heiligen Nikolaus an, wenn sie sich in Gefahr befinden. Einen Berufeneren als Nikolaus Schneider hätte die Evangelische Kirche also nicht finden können, nachdem sie im Februar quasi über Nacht in schwere See geraten war. Schneider sprang ein, als die damalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann ihre Alkoholfahrt mit dem Rücktritt sühnte, und er gilt seitdem als Retter in der Not. Kein Wunder also, dass ihn das Kirchenparlament gestern mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigte. Bis 2015 soll Schneider die Geschicke der Evangelischen Kirche in Deutschland lenken.

Der 63-Jährige, der als Sohn eines Hochofenarbeiters in Duisburg geboren wurde, gilt als wahrer Seelsorger. Anders als sein stets unterkühlt wirkender Vorvorgänger Wolfgang Huber oder die extrovertierte Margot Käßmann wird Nikolaus Schneider von denen, die ihn kennen, gern als völlig uneitler Teamspieler bezeichnet. Er selbst sieht sich nun als "erster Pfarrer" seiner Kirche. Beistehen will er den Menschen. Wohl wissend, dass Gott ihnen nicht allein als der "liebe Gott" begegnet. Sein Glaubensfundament habe Risse bekommen, hat Schneider eingestanden, nachdem seine jüngste Tochter Meike Anfang 2005 an Leukämie gestorben war. Das Buch, das er daraufhin gemeinsam mit seiner Frau Anne schrieb, weist auf bewegende Weise den Weg aus solcher Finsternis.