SPD wählt Kurt Beck zum Spitzenkandidaten in Rheinland-Pfalz

Mainz. Die Partei hängt an seinen Lippen. Fast eineinhalb Stunden lang hält der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands eine Rede - frei und kämpferisch. Und die Genossen würdigen Kurt Becks entschlossenen Ton mit einem Traumergebnis: 99,75 Prozent der Stimmen bekam der Ministerpräsident bei einem außerordentlichen Parteitag der rheinland-pfälzischen SPD am Sonnabend in Mainz. 384 von 385 Delegierten kürten ihn erneut zum SPD-Spitzenkandidaten.

Es gebe Leute, "die haben mir den Titel König verpasst", meinte Kurt Beck in seiner Rede. Das halte er ja doch für übertrieben, sagte der Ministerpräsident und fügte mit Blick auf den ersten als "König" titulierten Politiker Kurt Biedenkopf (CDU) mit einem Augenzwinkern hinzu: "Nur dass ich der Zweite bin, das ärgert mich." In 16 Jahren musste sich Kurt Beck nur einmal hinten einreihen - als er 2008 vom Bundesvorsitz der SPD zurücktrat. Er ist der letzte Ministerpräsident der Republik mit einer absoluten Mehrheit. Wenn es nach dem Pfälzer geht, soll sich seine Erfolgsstory 2011 fortsetzen: Bei der Landtagswahl am 27. März will es Beck noch einmal wissen.

Er habe noch Lust und würde "den Karren noch gerne weiter ziehen, wenn es der Karren denn will", sagte der 61 Jahre alte Regierungschef. Der Karren wollte: Die Delegierten feierten ihren Chef mit minutenlangen Ovationen. Die Solidarität galt einem Regierungschef, der in den vergangenen 24 Monaten häufig unter Beschuss geriet: Zuletzt stand Beck im Kreuzfeuer, weil das Innenministerium Vorschriften bei der Vergabe einer Hotelsanierung in Bad Bergzabern missachtete. Die Solidarität galt aber auch Justizminister Heinz Georg Bamberger (SPD). Ihm war am Donnerstag vom Bundesverwaltungsgericht Rechtsbruch bei der Ernennung des Oberlandesgerichtspräsidenten bescheinigt worden. Zurücktreten will der Minister nicht - und auch Beck stellte sich hinter ihn: Bamberger sei "ein hervorragender Minister und ein integrer Mann an der Spitze der Justiz".