Minister Guttenberg ist beliebter als der Parteichef. Strittige Themen sind auf Parteitag tabu

München. Bei dem CSU-Parteitag an diesem Wochenende stehen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Parteivorsitzende Horst Seehofer vor schwierigen Aufgaben: Merkel muss vor den 1000 Delegierten so tun, als habe sie ihre dauerstreitende Regierung im Griff. Seehofer muss so tun, als sei er unangefochten Parteichef. Ein öffentlicher Krach oder gar ein Aufstand gegen den Vorsitzenden sei bei dem zweitägigen Treffen in der Münchner Messe nicht zu erwarten, hieß es in der CSU. Doch an der Basis herrscht Unzufriedenheit. "Die Stimmung ist nach wie vor schlecht", sagt ein CSU-Mann.

Deswegen ist noch ein Unionspolitiker beim CSU-Parteitag mit einer schwierigen Aufgabe konfrontiert: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird die Zustimmung zu seiner Bundeswehrreform einholen. Er dürfte im Mittelpunkt des medialen Interesses stehen. CSU-intern gilt als weitestgehend klar, dass Guttenberg der nächste Parteichef wird - offen ist allerdings, wann. Nach einer neuen Umfrage glauben 48 Prozent der Bundesbürger und 54 Prozent der Bayern, dass die CSU mit Guttenberg als Parteichef besser dastünde als unter Seehofer. Dies ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa für das Magazin "Stern". Seehofer zeigt sich unbeeindruckt von dem Rummel um Guttenberg. Das sei ein "Luxusproblem", sagte er.

Der Parteichef will der unzufriedenen Basis am Wochenende Stolz auf das Erreichte vermitteln. Deutschland und Bayern seien sehr erfolgreich aus der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahrzehnte gekommen, sagt er. Doch hauptsächlich will der bayerische Ministerpräsident an diesem Sonnabend seine Leitlinien für die Zukunft skizzieren. "Ich werde mich mit der Zukunft beschäftigen. Vergangenheitsbewältigung mache ich nicht", erklärte er.

Offizielles Hauptthema des Treffens ist die Parteireform. Seehofer will die CSU zur modernen "Mitmach-Partei" machen. Geplant sind unter anderem Mitgliederbefragungen und die Einführung der Frauenquote. Seehofer wirbt mit aller Kraft für bessere Frauenförderung, doch ist die Quote an der CSU-Basis nach wie vor unpopulär.

Seehofers und Merkels Problem: Der rasante Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft nach der Krise hat die Stimmung bisher nicht zugunsten der kriselnden Koalition verbessert. Die Kanzlerin ist nach wie vor in der CSU nicht sonderlich populär, wie CSU-Kreisvorsitzende sagen. Manche haben zudem das Gefühl, dass Merkel ihrerseits die CSU nicht sonderlich mag. Merkel wird im Anschluss an den Brüsseler EU-Gipfel noch vor Seehofers Grundsatzrede heute Abend vor den Delegierten auftreten.

Keine Rolle sollen bei dem Parteitag Personaldebatten und Seehofers jüngste Veto-Drohung gegen die Rente mit 67 spielen. Dennoch hat der Parteichef damit CSU-intern Unverständnis ausgelöst. "Da haben selbst wohlmeinende langjährige Mitglieder den Kopf geschüttelt", berichtet ein Landtagsabgeordneter. Doch in der CSU-Spitze herrscht Konsens, dass die Veranstaltung ein Erfolg werden soll.