Christian Wulff stattet Bundeswehr Antrittsbesuch ab

Hammelburg/Berlin. Vier Monate nach seinem Amtsantritt hat Bundespräsident Christian Wulff erstmals die Bundeswehr besucht. Im Übungsdorf "Bonnland" nahe dem fränkischen Hammelburg in der Rhön verfolgte das Staatsoberhaupt eine Übung, in der das Verhalten einer Fußpatrouille geprobt wurde, die in einen Hinterhalt von Aufständischen gerät. Nach der gut 30-minütigen Vorführung lobte Wulff, der aus familiären Gründen keinen Wehrdienst geleistet hat, die Demonstration als "sehr eindrucksvoll". Die Infanterieschule ist der zentrale Ausbildungsort für alle Infanteriekräfte, die in Auslandseinsätze gehen.

Für die Soldaten, die an diesen Missionen teilnehmen, forderte Wulff bei seinem Besuch mehr Rückendeckung. Zugleich würdigte er die Debatte über die geplante Bundeswehrreform als verantwortungsvoll. "Ich empfinde eine besondere Fürsorgepflicht für die Soldaten", sagte Wulff.

Verteidigungsminister Guttenberg hatte am Dienstag den Abschlussbericht einer Reformkommission entgegengenommen und einen grundlegenden Umbau der Bundeswehr angekündigt. Geplant sind unter anderem eine Aussetzung der Wehrpflicht, ein Truppenabbau um 70 000 auf dann 180 000 Soldaten und eine weitgehende Auflösung des Bonner Dienstsitzes des Verteidigungsministeriums.

Auch der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch, sprach sich für einen Komplettumzug des Verteidigungsministeriums von Bonn nach Berlin aus. Wenn das Ministerium verkleinert werde, wäre es sinnvoll, "es komplett nach Berlin zu verlegen", sagte Kirsch der "Passauer Neuen Presse".

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), sagte der "Mitteldeutschen Zeitung", die vorgeschlagene Verringerung der Bundeswehr-Stärke erscheine ihm als "realistisch und verkraftbar". Bei der Umsetzung der Reform müsse aber auf die Soldaten Rücksicht genommen werden. So bereite es ihm "Sorgen, dass womöglich durch die Reduzierung der Truppe und die Schließung von Standorten die Zahl der Pendler unter den Soldaten, die jetzt schon immens hoch ist, noch weiter steigt".