Münchner Erzbischof und Bamberger Diözesanpriester Brandmüller bekommen den Purpur

Rom. Papst Benedikt XVI. ernennt zwei neue deutsche Kardinäle. Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, 57, wird Purpurträger, kündigte Benedikt gestern in Rom an. Auch der ehemalige Chefhistoriker der Kurie, der Bamberger Diözesanpriester Walter Brandmüller, soll in den höchsten Rang - nach dem Papst - erhoben werden. Im Gegensatz zu Marx ist der 81-jährige Brandmüller bei einer eventuellen Papstwahl nicht mehr wahlberechtigt. Die Zeremonie der Ernennung, das Konsistorium, wird für den 20. November im Vatikan vorbereitet.

In der Kardinalswürde sehe er eine "große Herausforderung", sagte Marx, der Nachfolger von Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising, in einer ersten Reaktion. Marx gilt als Wirtschafts- und Sozialexperte der katholischen Kirche. Sein Bestseller "Das Kapital" erschien vor zwei Jahren punktgenau zur weltweiten Finanzkrise. Mit der Kritik an Missmanagement und Selbstbedienungsmentalität und seinem Plädoyer für die Wiederentdeckung der Katholischen Soziallehre hat er sich Gehör verschafft, in der politischen Klasse ebenso wie bei Unternehmenslenkern, etwa beim Weltwirtschaftsforum in Davos. In der Missbrauchsaffäre profilierte sich der bayerische Oberhirte als entschlossener Aufklärer. Sein Eingreifen in Kloster Ettal und sein Agieren im Umfeld des Rücktritts von Augsburgs Bischof Walter Mixa blieb kirchenintern nicht ohne Widerspruch. Seit 1. Oktober trägt Marx als neuer Großkanzler auch Verantwortung für die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum.

In der "Steuerungsgruppe" für den Dialogprozess, den der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ausgerufen hat, soll Marx ebenfalls einen weiterführenden Beitrag leisten. Alles in allem sind das viele fordernde Aufgaben, doch längst nicht alle. Zollitsch gratulierte Marx umgehend zu dessen Ernennung. Die Zahl der deutschen Kardinäle erhöht sich mit den beiden neuen auf neun, von denen sechs bei einer Papstwahl mit von der Partie wären.

Insgesamt ernennt das katholische Kirchenoberhaupt 24 neue Kardinäle von vier Kontinenten. Sie kommen aus Afrika und Asien, Nord- und Südamerika sowie aus Europa. Einige der Ernennungen sind als politisches Signal zu verstehen: So wurden der Amerikaner Raymond Burke, Erzbischof und Vorsitzender eines vatikanischen Gerichts, in den Kardinalstand erhoben. Er hatte wiederholt für Aufsehen gesorgt, indem er die Demokratische Partei in den USA wegen ihrer Befürwortung von Abtreibungsrechten kritisierte.

Mit der Ernennung der Kardinäle prägt Papst Benedikt XVI. auch das Gremium, das seinen Nachfolger wählen wird. In den vergangenen fünf Jahren hat das Oberhaupt der katholischen Kirche fast die Hälfte der 120 Kardinäle unter 80 Jahren ernannt, die in einem Konklave nach seinem Tod zum neuen Papst gewählt werden können.