Der Bundespräsident hält vor dem Parlament in Ankara eine Rede

Berlin. Die muslimischenVerbände erhoffen sich vom Besuch des Bundespräsidenten Christian Wulff in der Türkei Impulse für die Integration des Islam in Deutschland. So wie Wulff während seiner Zeit als christdemokratischer Ministerpräsident in Niedersachsen die Anerkennung des Islam gefördert habe, "wünschen wir uns, dass er seinen Besuch in der Türkei zum Anlass nimmt, die Beziehungen Deutschlands mit der islamischen Welt zu erweitern und zu fördern", sagte Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) dem "Tagesspiegel".

Mit Spannung wird heute Wulffs Rede vor dem türkischen Parlament erwartet - es ist das erste Mal überhaupt, dass ein deutsches Staatsoberhaupt vor den türkischen Abgeordneten spricht. Wulff selbst hatte am Tag der Einheit den Islam als inzwischen Teil der deutschen Lebenswirklichkeit geschildert. Er erntete damit großes Lob von der türkischen Führung und Kritik aus Teilen der Union. Wulff wird in Ankara zunächst mit Staatspräsident Abdullah Gül und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zusammenkommen. Dabei dürfte auch der EU-Beitritt der Türkei eine große Rolle spielen. Wulff hatte bereits nach seiner Wahl im Juli einen fairen Umgang der Europäischen Union mit der Türkei angemahnt. Er will sich auch für mehr Religionsfreiheit in dem ganz überwiegend islamisch geprägten Land einsetzen.

Türkische Zeitungen versprechen sich von dem Besuch Wulffs frischen Wind für eine Vertiefung der deutsch-türkischen Beziehungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei dazu nicht in der Lage, weil sie Rücksicht auf die Machtverhältnisse in ihrer Partei nehmen müsse, schrieb die regierungsnahe Zeitung "Zaman". Der letzte Besuch eines Bundespräsidenten in der Türkei liegt zehn Jahre zurück.