Altkanzler könnte zum 20. Jubiläum für seine Verdienste um die Einheit geehrt werden

Oslo. Altbundeskanzler Helmut Kohl gehört in diesem Jahr zum engeren Anwärterkreis beim Friedensnobelpreis. Das berichtete der norwegische TV-Sender NRK kurz vor der Entscheidung über den Preis, die am heutigen Freitag in Oslo bekannt gegeben wird. Der 80 Jahre alte CDU-Politiker ist im Gefolge der deutschen Vereinigung immer wieder für die berühmte Auszeichnung vorgeschlagen worden. Als Grund gilt Helmut Kohls Beitrag zur friedlichen Überwindung der deutschen Spaltung und der Blockteilung in Europa vor 20 Jahren.

Letzter deutscher Träger des Friedensnobelpreises war 1971 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt. Er wurde für seine Politik zur Aussöhnung mit osteuropäischen Nachbarn der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Als einer der aussichtsreichen Anwärter in diesem Jahr gilt der in China inhaftierte Schriftsteller und Literaturprofessor Liu Xiaobo. Er wäre der erste chinesische Friedensnobelpreisträger. Erst im September hatte sich der frühere tschechische Dissident Vaclav Havel für die Auszeichnung des Regierungskritikers Liu ausgesprochen. Der Nobelpreis würde Liu und der chinesischen Regierung zeigen, dass viele Menschen in China und der Welt solidarisch seien, schrieben der frühere tschechische Präsident und zwei andere Exdissidenten in einem offenen Brief, der in der "International Herald Tribune" veröffentlicht wurde. Beobachter gehen davon aus, dass die Wahl Lius in Peking scharfe Kritik hervorrufen würde.

Zumindest erwarten Experten einen Preisträger, der im Vergleich zu dem Ausgezeichneten von 2009, US-Präsident Barack Obama, weniger Kritik hervorruft. Der Chef des Osloer Friedensinstituts Prio, Kristian Berg Harpviken, betonte kürzlich, das Komitee müsse bei der Wahl sehr vorsichtig sein, um nicht das Ansehen des Preises zu beschädigen. Unter den 237 Kandidaten für die Auszeichnung, die mit 1,1 Millionen Euro dotiert ist, sind auch 38 Organisationen.