Zentralrat und Türkische Gemeinde sprechen von “eindeutiger Botschaft“ des Bundespräsidenten

Berlin. Der Zentralrat der Muslime hat die Äußerungen von Bundespräsident Christian Wulff zum Platz des Islam in der deutschen Gesellschaft begrüßt. Der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek lobte Wulffs Rede zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung in der "Bild-Zeitung" als "klares, deutliches und wichtiges Signal für alle Muslime in Deutschland". Auch CSU-Chef Horst Seehofer sagte, der Aufruf von Wulff zu einem Zusammenhalt der Gesellschaft sei zu unterstützen.

Seehofer verwies auf die Grundlagen der "Leitkultur" in Deutschland und sagte, die Basis für das Zusammenleben in der Bundesrepublik sei das Grundgesetz. Dieses wiederum habe seine Grundlagen in den "christlich-jüdischen Wurzeln" sowie im Humanismus und der Aufklärung. Wulff hatte in seiner ersten Grundsatzrede als Bundespräsident am Sonntag in Bremen die Einwanderer hierzulande eindringlich zur Integration aufgefordert, die Deutschen aber zugleich zu Offenheit und Toleranz ermahnt. Neben Christen- und Judentum gehöre inzwischen auch der Islam zu Deutschland, sagte er.

"Wulffs Rede war ein Zeichen, dass die Muslime keine Bürger zweiter Klasse sind", sagte Mazyek der "Bild-Zeitung". In der Vergangenheit seien die Fronten oft verhärtet gewesen. "Doch Wulff hat klargemacht: Verschiedene Lebensentwürfe und Vielfalt sind erwünscht." In der "Berliner Zeitung" warnte Mazyek vor der Gefahr, dass Menschen angesichts von sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheiten auf "Populisten und Scharlatane" hereinfielen. Auch der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, lobte die "sehr eindeutigen Botschaften" in Wulffs Rede.

Zuspruch fand die Ansprache auch bei der Opposition. Wulff habe deutlich gemacht, dass Deutschland nur dann zur Einheit finde, wenn die Integration insgesamt gelinge, sagte Links-Fraktionschef Gregor Gysi. "Aber in erster Linie müssen wir unsere eigenen Integrationsangebote verbessern", forderte er. Gysi äußerte sich zuversichtlich, dass Deutschland in der Integrationspolitik Fortschritte machen werde.