Berlin. Die Idee von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Mieter stärker an den Kosten für klimafreundliche Gebäudesanierungen zu beteiligen, stößt auf Kritik von Mieterbund und Opposition. "Das ist für uns nicht nachvollziehbar und offensichtlich nicht zu Ende gedacht", sagte gestern der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Franz-Georg Rips.

Merkel hatte sich in einem Interview dafür ausgesprochen, dass die Vermieter die Kosten für eine energetische Gebäudesanierung stärker auf die Miete umlegen können. "Das findet natürlich nicht jeder gut, aber es ist doch verständlich, dass sich solch eine Investition in die Zukunft sowohl für den Vermieter als auch für den Mieter lohnen muss", sagte Merkel der "Süddeutschen Zeitung". "Der Mieter profitiert ja seinerseits auf Dauer auch, weil er viel niedrigere Energiekosten hat." Rips forderte dagegen: "Bei einer Wohnkostenbelastung von derzeit schon 30 bis 40 Prozent sollten die Bundeskanzlerin und ihr Kabinett über Entlastungen und nicht über neue und zusätzliche Belastungen für Mieter nachdenken."

Die Fraktion der Linken warnte, dass für viele Familien Wohnraum unerschwinglich werden könnte. "Die Regierung arbeitet mit viel Energie daran, dass künftig noch mehr Menschen ihr vertrautes Obdach verlieren", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin, Dagmar Enkelmann. Der SPD-Fraktionsvize Olaf Scholz kritisierte, Merkel gehe mit ihrem Vorstoß an den eigentlichen Problemen vorbei, zusätzliche Anreize zur Modernisierung zu schaffen.

Zuspruch erhielt die Bundeskanzlerin dagegen vom Eigentümer-Verband Haus & Grund. "Für die meisten Vermieter ist es heute nicht wirtschaftlich, energetisch zu sanieren, weil sie auf den Kosten sitzen bleiben", sagte ein Sprecher.