Rekordumfragewerte im Bund und in Bayern. Parteichef Cem Özdemir hofft auf gute Wahlergebnisse

Hamburg. Die Grünen setzen ihren Höhenflug in den Umfragen fort. Nach dem gestern veröffentlichten wöchentlichen Wahltrend von "Stern" und RTL kletterte die Partei im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 22 Prozent. Dies sei der beste Wert, den das Forsa-Institut je für die Grünen gemessen hat. Die SPD fällt um einen Punkt auf 24 Prozent. Anfang August hatte sie mit 28 Prozent ihren Jahresbestwert erreicht. Für die Linke wollen elf Prozent der Bundesbürger stimmen, ein Punkt mehr als in der Vorwoche. Die Regierungsparteien verharren weiter im Stimmungstief. Die Union sinkt um einen Punkt auf 30 Prozent, die FDP stagniert bei fünf Prozent.

Nach Berlin hat die Partei erstmals auch in Bayern die SPD überholt und landet hinter der CSU auf Platz zwei. Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden die Grünen laut Forsa auf 23 Prozent der Stimmen kommen und damit die SPD mit 19 Prozent hinter sich lassen. Die CSU liegt bei 38 Prozent, die FDP kommt auf nur noch vier Prozent. Die Linke liegt demnach bei sieben Prozent. Die Grünen würden in Bayern damit derzeit auf mehr als doppelt so viele Stimmen kommen wie noch bei der Bundestagswahl im Herbst 2009. Die FDP dagegen müsste mit weniger als einem Drittel ihres damaligen Stimmenanteils auskommen. Bei der Wahl 2009 war die CSU in Bayern auf 42,5 Prozent gekommen, die SPD hatte 16,8 Prozent geholt. Die FDP schaffte 14,7 Prozent, die Grünen 10,8 und die Linke 6,5 Prozent.

"Umfragewerte sind keine Wahlergebnisse, aber die aktuelle Entwicklung lässt sich recht leicht erklären", sagte der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, dem Abendblatt. Grün und die gesellschaftliche Mehrheit bewegten sich in die gleiche Richtung, erklärt er den derzeitigen Umfrage-Erfolg. "Natürlich profitieren wir auch davon, dass Schwarz-Gelb mit Atom, Kopfpauschale, Klientelpolitik und einseitiger Belastung der Schwächsten beim Sparpaket den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit des Landes aufs Spiel setzen", fügte er hinzu.

Derweil hätten SPD und Linkspartei vor allem damit zu tun, ihr eigenes Schiff auf Kurs zu bringen. "Wir wissen aber auch, dass die Bewertung unserer Arbeit sich in den letzten Jahren sehr verändert hat", so Özdemir. "Unser Kernprofil als Ökopartei haben wir längst erweitert und ein Programm, das alle Themen und die gesamte Gesellschaft anspricht." Die Menschen würden mit den Grünen Konzepte zu Klimaschutz und erneuerbare Energien, der ökologischen Modernisierung der Wirtschaft, mehr Bürgerrechten oder auch einem erweiterten Gerechtigkeitsbegriff verbinden. Özdemir: "Für uns bedeutet die enorme Unterstützung mehr Verantwortung und harte Arbeit, damit Umfragen zu Wahlergebnissen werden."