Bundespräsident trifft bei Eidgenossen den richtigen Ton

Zürich. Bundespräsident Christian Wulff (51) hatte in der Schweiz bei seinem ersten offiziellen Staatsbesuch seit seinem Amtsantritt im Juli alles gut im Griff. Das galt auch für seine Frau Bettina. Sie war der Magnet für die Fotografen, wirkte zu Beginn etwas angespannt, bewegte sich dann aber sicher auf dem noch fremden Parkett. Die kritischen Stimmen, die Wulffs Amtsstart in Deutschland begleiten, spielten hier keine Rolle.

"Es ist klug, wenn man sich als Bundespräsident nicht einmischt ...", der Satz bei einer Pressekonferenz in Bern war allein auf die Verhandlungen der Schweiz mit der EU gemünzt. Manche dachten dabei auch an die Affäre um Thilo Sarrazin, die unerwartet zur ersten großen Herausforderung von Wulffs Präsidentschaft geworden ist. Der Bundespräsident muss in den nächsten Tagen entscheiden, ob er Thilo Sarrazins Entlassung als Bundesbank-Vorstand billigt oder nicht. Das Thema war für Wulff in der Schweiz öffentlich absolut tabu.

Aber es wurde bei seinem Besuch in der Schweiz genau hingeschaut, ob "der Neue" hier den richtigen Ton traf. Das ist ihm gelungen, sagen vor allem die Gastgeber. "Die Schweiz ist nicht nur die kleine Schwester Deutschlands. Sie kann auch auf Augenhöhe mitdiskutieren", stellte die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard, mit der sich Christian Wulff sichtlich gut verstand, erfreut fest.

Wulff hatte am Ende seiner Gespräche "ein gutes Gefühl", wenn es um eine Lösung im Steuerflucht-Streit zwischen den beiden Nachbarn geht. In der Dauerdiskussion über den Fluglärm des Züricher Flughafens müssten noch "ein paar Viertausender überwunden werden", räumte er ein. Aber auch hier sei eine einvernehmliche Klärung inzwischen denkbar. "Wulffs CharmeOffensive", titelte die "Berner Zeitung" wohlwollend.

Die ersten Erfahrungen in neuen Lebensabschnitten setzten sich besonders nachhaltig im Gehirn fest, schilderte Wulff vor der versammelten eidgenössischen Staatsführung offen seine Gefühlslage. Das gelte auch für den ersten Staatsbesuch eines neuen Bundespräsidenten. Er wird Wulff positiv in Erinnerung bleiben.