OECD bemängelt geringe Bildungsausgaben. Ministerin lobt Wirtschaft und Erfolge bei Ausbildung

Hamburg/Berlin. Deutschland wird es künftig an studierten Fachkräften mangeln. Zwar ist die Zahl der Studierenden zuletzt deutlich gestiegen, doch die Zahl von Akademikern ist in Deutschland die geringste im internationalen Vergleich. Es sei vor allem wichtig, "Studienberechtigten aus einkommensschwachen oder bildungsfernen Familien" ein Studium zu ermöglichen, sagte Heino von Meyer von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei der Vorstellung der Studie "Bildung auf einen Blick" in Berlin. Zwischen 1998 und 2008 stieg die Zahl der Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss jährlich nur um 0,9 Prozent. Der OECD-Wert liegt bei 4,6 Prozent. Auch die Bildungsausgaben sind laut OECD zu gering. Mit 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liege Deutschland bei den Bildungsinvestitionen auf einem der letzten Plätze im internationalen Vergleich. Spitzenreiter sind USA und Dänemark.

Insgesamt aber bestätigte die OECD dem deutschen System von Ausbildung und Berufsschule gute Leistungen - und Fortschritte. Doch es gebe auch Verbesserungsbedarf. "Über ein Drittel der Schulabgänger befinden sich in Übergangsmaßnahmen, das sind endlose Warteschleifen, die den Staat viel kosten", bemängelte die Leiterin der Studie, Kathrin Höckel.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hob im Hamburger Abendblatt hervor, dass die Regierung "in dieser Legislaturperiode zwölf Milliarden Euro mehr für Bildung und Forschung ausgibt als vorher, während sonst überall gespart wird". Zudem sei der Anteil der Studienanfänger von nur 26 Prozent 1995 auf 43 Prozent angestiegen, betonte sie bei der Vorstellung der Studie. "Immer mehr junge Menschen nehmen ein Studium auf - und immer mehr schließen es auch ab", sagte Schavan dem Abendblatt. Auch sei die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland halb so hoch wie im internationalen Schnitt. An der Studie bemängelte Schavan, die OECD zähle aufgrund internationaler Vergleichbarkeit "viele unserer öffentlichen Ausgaben für Bildung nicht mit, zum Beispiel die staatlichen Zuschüsse für private Bildungsausgaben wie verbilligte Schülertickets oder Essen in der Mensa". Schavan betonte: "Würde sie das tun, stünden wir deutlich besser da." Sie lobte den Einsatz der Wirtschaft bei der Ausbildung von Jugendlichen. "Dieses Engagement ist ein Aushängeschild für Deutschland, und es hat auch dazu beigetragen, dass wir die Krise so gut überstanden haben", sagte sie. Zugleich appellierte sie an alle Betriebe, sich einen Bewerber "auch mal zweimal anzuschauen und ihm dann doch eine Chance zu geben".

Auch Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, betonte den Einsatz der Unternehmer. "Jedes zweite Unternehmen gibt seinen Auszubildenden inzwischen Nachhilfeunterricht", sagte Wansleben dem Abendblatt. Das dürfe aber nicht zum Regelfall werden. "Hier sind Schulen und Eltern in der Pflicht, die Kinder besser auf das Berufsleben vorzubereiten", sagte er.