Hamburg. Die Grünen haben verärgert auf die Forderung von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles reagiert, die Sozialdemokraten sollten sich schärfer von der Öko-Partei abgrenzen. "Eine SPD, die ihre Rolle wiederfindet und den Trennungsschmerz vom Volksparteistatus überwindet, kann für unser Land nur gut sein", sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke dem Hamburger Abendblatt. Sie würde den Sozialdemokraten aber "eher zur Abgrenzung von Schwarz-Gelb raten als zur Abgrenzung von uns Grünen".

"Das Märchen der grünen Milieupartei sollte Andrea Nahles nicht mehr so oft erzählen", forderte Lemke. Das glaube Nahles nämlich niemand. "Und sie selbst glaubt auch nicht daran, da bin ich mir sicher", sagte Lemke. "Wenn die SPD jetzt versucht, grüne Politik als Klientelinteressen abzutun, schafft sie es offensichtlich immer noch nicht, über ihren Tellerrand hinaus zu sehen." Nahles hatte ihre Partei zu einer schärferen Abgrenzung von den Grünen aufgefordert, die für die Sozialdemokraten "auch ein Konkurrent" seien, sagte Nahles im Abendblatt. "Politisch sind sie uns immer noch am nächsten, aber wir dürfen kein rot-grünes Wischiwaschi machen." Die Generalsekretärin forderte: "Wir müssen die Unterschiede aufzeigen, zum Beispiel dass die Grünen Politik nur für bestimmte Milieus machen. Die SPD macht ein Angebot für die gesamte Bevölkerung."

Nahles kündigte an: "Wir werden harte Wahlkämpfe für unsere eigenen Konzepte führen - in den Ländern und im Bund." Sie verwies darauf, dass die SPD dabei sei, "wieder mehr sozialdemokratisches Profil aufzubauen". Die SPD müsse "auch wieder als wirtschaftlich kompetente Partei wahrgenommen werden".

Im ZDF-Politbarometer legten die Grünen um einen Punkt auf 16 Prozent zu. Die SPD büßte einen Punkt ein und kommt auf 31 Prozent. Laut Forsa-Institut liegen die Grünen sogar bei 20 Prozent, die SPD bei 27 Prozent. Wären an diesem Sonntag Wahlen, könnten SPD und Grüne den meisten Umfragen zufolge die Regierung bilden.