Berlin. Die Forderungen nach rascher Abberufung von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin sowie seinem SPD-Ausschluss werden immer lauter. "Bei Thilo Sarrazin handelt es sich um eine Art Dauerdelikt", sagte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, in Berlin zu dessen Äußerungen über eine fehlende Integrationsbereitschaft von Einwanderern und deren angeblich zu geringen wirtschaftlichen Nutzen für Deutschland.

Im Bundestag wollen die Grünen ein Verfahren vorschlagen, bei dem zunächst die Bundesbank und dann die Bundesregierung eine Abberufung vorschlagen und der Bundespräsident sie dann vornimmt. Die Linke forderte die Bundesbank-Spitze auf, Sarrazin unverzüglich von seinem Posten zu entfernen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sprach von "unerträglichen und wirren" Thesen des Spitzenbankers. "Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und auf die Liberalität und Offenheit unserer Gesellschaft können wir stolz sein."

Berlins SPD-Landeschef Michael Müller hält ein neues Parteiausschlussverfahren gegen den früheren Finanzsenator für möglich. Müller verwies im RBB-Inforadio auf das Urteil der SPD-Schiedskommission, wonach weiter geprüft werden müsse, wie sich der 65-jährige Sarrazin verhalte. Im März hatte Sarrazin einen drohenden Rauswurf überstanden.