Zur Melodie von Kinderliedern wird Holocaust geleugnet und zum Mord an Juden aufgerufen

Mainz. Die Zahl rechtsextremer Inhalte im Internet hat im Jahr 2009 weiter zugenommen. Es seien über 1870 Webseiten aus der Szene und mehrere Tausend rechtsextreme Beiträge auf Plattformen wie Facebook oder YouTube gezählt worden, teilte die Länder-Zentralstelle jugendschutz.net in Mainz mit. Neonazis vernetzten sich stärker über eigene Communitys, um ihr Gedankengut auszutauschen oder Aktionen vorzubereiten. 2009 seien 90 solcher Netzwerke dokumentiert worden, dreimal so viele wie im Vorjahr.

Der neueste Trend sei, dass gewaltverherrlichende Liedtexte als Gutenachtgeschichten für Kinder verbreitet werden. Zur Melodie von Schlaf- und Kinderliedern werde der Holocaust geleugnet und zum Mord an Juden und Schwarzen aufgerufen. "Damit solche Hasstiraden nicht auf fruchtbaren Boden fallen, müssen ihnen Behörden, Internetdienste und Communitys gemeinsam entgegentreten", forderte Stefan Glaser, Leiter des Bereichs Rechtsextremismus von jugendschutz.net.

Nach eigenen Angaben erreicht jugendschutz.net in vier von fünf Fällen, dass unzulässige Inhalte gelöscht werden. In Deutschland reagierten die Betreiber zwar, wenn jugendschutz.net um die Entfernung unzulässiger Beiträge bitte. Die Inhalte seien aber über ausländische Server weiter zugänglich und würden oft erneut hochgeladen.

Nach Auffassung des Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, muss auch die Netzgemeinde mehr soziale Verantwortung übernehmen. "Wenn User menschenverachtenden und antidemokratischen Äußerungen widersprechen, kann das Internet sein Potenzial als freiheitliches und demokratisches Medium entfalten", sagte er.