Gestern starb der Grünen-Politiker Sepp Daxenberger an Krebs - drei Tage nach dem Tod seiner Frau

München. Wenn Sepp Daxenberger an seinen letzten Tagen nach der Arbeit heimkam, ging er nicht gleich ins Haus. Er stellte das Auto ab, schaute im Hof nach den Kälbern, gab ihnen etwas Heu. Manchmal spazierte er durch den Obstanger oder fuhr hinaus zum Moos. Hier zu leben, hier zu sein, sagte er noch im Juli, das sei das Paradies. Vielleicht ist es da schon der Tod, der in Daxenbergers Worten mitklingt.

Gestern starb der bayerische Spitzenpolitiker der Grünen im Alter von 48 Jahren an einem seltenen Blutkrebs. Er lässt drei Söhne zurück. Es wäre viel zu schreiben über seine politischen Erfolge. Darüber, dass er 1996 erster Grünen-Bürgermeister in Bayern wurde. Oder davon, dass er bei der Landtagswahl 2008 als Spitzenkandidat den Grünen zum besten Ergebnis ihrer Geschichte verhalf. Es könnten auch die bewegenden Beileidserklärungen zitiert werden: "Er hat ein Herz gehabt wie ein Bergwerk. Servus, Sepp", sagte die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper. Es sind Sätze wie diese, die viel darüber verraten, wie angesehen Daxenberger war. CSU-Chef Horst Seehofer erklärte, Bayern habe einen Politiker aus tiefster Leidenschaft verloren.

Seine Leistungen und der Schock über seinen Tod - sie verdienen einen eigenen Artikel. Doch wer über Daxenbergers Leben liest, will eine andere Geschichte erzählen. Eine über die Liebe eines Biobauern zum Leben. Und zur Politik. Trotz schmerzhafter Therapie gegen den Krebs kämpfte er sich 2008 durch 100 Wahlkampftermine. Mit 16 gründete er in Waging einen ökologischen Arbeitskreis. Er baute ein Biomasseheizwerk, schraubte ein Solardach aufs Feuerwehrhaus - und machte seine Gemeinde schuldenfrei. Er ging zum Gottesdienst und war in der Freiwilligen Feuerwehr. Die Bauern johlten, wenn er Sprüche riss bei Reden in Bierzelten. Seit Sepp Daxenberger haben die Leute in Bayern keine Angst mehr vor den Grünen, sagte ein Parteifreund.

Wer in Bayern die CSU besiegt hat, gibt den Kampf gegen den Krebs nicht auf. Das war lange Daxenbergers Motto. Der Unbeugsame gab jetzt doch auf - am Tag der Beerdigung seiner Frau. Erst drei Tage zuvor starb auch sie an Krebs.