Berlins Regierender Bürgermeister wirbt um die Gunst der Wähler
Berlin. Noch ein knappes Jahr hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Zeit bis zu den nächsten Wahlen zum Abgeordnetenhaus - doch kämpfen muss er schon jetzt. Der einstige Liebling der Berliner ist in der Gunst seiner Hauptstädter heftig gesunken. In Umfragen sehnen sie sich Renate Künast herbei, obwohl die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag noch nicht einmal ihre Kandidatur bekannt gegeben hat. In der Bürgermeisterfrage liegt die quirlige ehemalige Umweltministerin aber drei Prozentpunkte vor Wowereit, SPD und Grüne sind gleichauf. Künast könnte die erste grüne Landeschefin der Republik werden. Wenn sie denn kandidiert.
Wowereit macht dennoch schon jetzt das, was er eigentlich besonders gut kann: charmant sein. Auf einer Stadtteiltour durch Berlin mischt er sich unter die Leute und hält sein Ohr mal wieder an die Basis. Zu lange schien er sein Interesse daran verloren zu haben. Im Kreuzberger Graefekiez erfuhr er gestern, dass sich die Bewohner Sorgen um steigende Mieten machen. Sie schilderten ihm, wie sie das Umfeld verschönerten und nun zahlungskräftige Zuzügler die Mieten nach oben trieben. Doch viel versprechen konnte oder wollte Wowereit nicht. "Wir haben wenig Möglichkeiten, Mieterhöhungen zu verhindern", sagte der Regierende Bürgermeister. Verglichen mit anderen Städten sei Berlin billig. Man dürfe aber nicht glauben, dass das so bleibe, wenn die Einkommen steigen.
"Wenn hier Menschen herziehen, die Ausbildung und Arbeit haben, ist das für den Kiez nicht schädlich", sagte Wowereit über den sozial schwachen Stadtteil Berlins. Er werde es nicht bekämpfen, wenn sich die soziale Mischung bessere. Nur über Bundesgesetze ließen sich Obergrenzen für Mietsteigerungen bei Neuvermietungen verankern, sagte der SPD-Regierungschef. Das Land Berlin habe aber kaum Chancen, solche Regelungen über den Bundesrat durchzusetzen.
(mai)