Mehr als 30 Anfragen in der Kanzlei des Ex-Bundesinnenministers

Duisburg. Zwei Wochen nach dem Unglück auf der Loveparade in Duisburg ist die letzte Verletzte aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es handelt sich um eine 23 Jahre alte Frau. Bei dem Techno-Spektakel sind 21 Menschen ums Leben gekommen, 500 wurden zum Teil schwer verletzt. Und deren Angehörige formieren sich nun. In der Rechtsanwaltskanzlei des ehemaligen FDP-Bundesinnenministers Gerhart Baum haben sich bereits mehr als 30 Menschen gemeldet.

"Dabei handelt es sich tatsächlich um die Angehörigen der Opfer, weil letztere noch derart traumatisiert sind, dass sie sich selbst meist nicht um einen Rechtsbeistand kümmern können", sagt Björn Wieg, Rechtsanwalt in Baums Kanzlei. Diese habe bereits 15 Mandate für Betroffene der Loveparade übernommen. Angehörige der Toten seien allerdings noch nicht darunter.

"Die Betroffenen und ihre Angehörigen dürfen mit den persönlichen und finanziellen Folgen nicht allein gelassen werden. Sie brauchen Betreuung und finanzielle Soforthilfe", sagt Baum. "Ihnen ist es außerdem wichtig, dass die Verantwortlichkeit lückenlos aufgeklärt wird." Die Rechtsanwälte wollen die Interessen der Betroffenen bündeln. "Damit kann mehr Druck aufgebaut werden, als es Einzelne tun können", sagt Wieg.

Dies gelte besonders für Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderungen. Bis dahin sei es allerdings noch ein langer weg, da bislang nicht feststehe, wer für das Unglück verantwortlich sei. "Eine Sammelklage wird es aber nicht geben", betont Wieg. Dafür seien die Umstände aller Opfer zu unterschiedlich. Er kündigte allerdings Klagen an, für den Fall, dass es mit einem noch zu bestimmenden Verantwortlichen keine außergerichtlichen Einigungen geben werde. Wieg kritisiert gleichzeitig, dass die Haftpflichtversicherung des Veranstalters lediglich 7,5 Millionen Euro betrage. "Dieses Geld wird bei derart vielen Opfern nicht ausreichen."

Unterdessen bleibt der Unglückstunnel noch vier Wochen für den Straßenverkehr geschlossen. Der Tunnel solle vorerst ein Ort der Trauer bleiben. Anschließend soll dort eine Gedenktafel für die Todesopfer angebracht werden. Das hat der neu gegründete "Bürgerkreis Gedenken" beschlossen. Zusätzlich plant der Bürgerkreis eine Gedenkstätte in der Stadt Duisburg.