Hamburger Expertin über die Schulung von Betreuern und Probleme mit Jugendgruppen

Ulrike Kutsch, pädagogische Leiterin des Jugenderholungswerks Hamburgs, schult Betreuer für Freizeiten.

Hamburger Abendblatt:

Welche sind die wichtigsten Punkte, die Sie Ihren Betreuern beibringen?

Ulrike Kutsch:

Ein grundlegendes Ziel ist es, unsere Betreuer zu stärken und zu sensibilisieren, etwa für Grenzen und Grenzverletzungen wie auch in der Wahrnehmung von Verhaltensweisen. Neben Programmgestaltung, Kommunikation und Teamarbeit sind Konfliktmanagement, Erste Hilfe und Grundlagen in Aufsichtspflicht, Sexualgesetzgebung und Jugendschutz wichtig.

Das Jugenderholungswerk bietet seit über 25 Jahren Ferienfreizeiten an. Inwieweit hat sich die Arbeit des Betreuungspersonals verändert?

Die Bedürfnisse nach Wertschätzung, Zugehörigkeit und Spaß sind immer noch die gleichen. Dennoch hat die Anzahl der Medikation gegen Hyperaktivität enorm zugenommen, und die Hemmschwelle zur verbalen wie auch körperlichen Gewalt ist bei Kindern und Jugendlichen deutlich gesunken. Ihnen fällt es zunehmend schwer, sich in Gruppen einzupassen und an einen gesetzten Rahmen zu halten.

An welchen Qualitätskriterien können sich Eltern orientieren, wenn sie einen Reiseanbieter für ihre Kinder suchen?

Ein formuliertes Leitbild und Information auf allen Ebenen ist ebenso wichtig wie die Ausbildung der Betreuer nach bundesweit geltenden Ausbildungskriterien (Jugendleitercard). Es sollte ein Konzept zur Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Ferienfreizeiten sowie einen Notfall- und Krisenplan geben. Wichtig ist eine gesetzte Struktur mit Teambesprechungen, Tagesplänen, Tagebüchern, festen Telefonterminen mit der pädagogischen Leitung und der Meldung besonderer Vorkommnisse. Die Mitgliedschaft in Verbänden wie Reisenetz und Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen e. V. sprechen ebenfalls für Qualität.

Was können Eltern tun, um Kinder vor Gefahren zu schützen?

Körperlichkeit darf nicht tabuisiert werden. Eltern sollten ihren Kindern beibringen, Grenzverletzungen wahrzunehmen, zu äußern und Grenzen durch Neinsagen zu setzen, sowie vertrauensbildende Maßnahmen zwischen Kindern und Betreuern einleiten.