Augsburg. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erntet mit seinen Überlegungen zum Aussetzen der Wehrpflicht Kritik in den eigenen Reihen. "Falls man den Grundwehrdienst aussetzt, ist das de facto das Ende der Wehrpflicht", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, gestern der "Augsburger Allgemeinen". Er spreche sich dafür aus, den heutigen sechsmonatigen Dienst weiterzuführen. Die Mischung aus Berufssoldaten, Zeitsoldaten und Wehrpflichtigen müsse beibehalten werden, sagte Beck. Er stellte außerdem den Kabinettsbeschluss infrage, die Bundeswehr um 40 000 Berufs- und Zeitsoldaten zu reduzieren: Darüber müsse nochmals geredet werden, sagte Beck. Um den Gefährdungen des 21. Jahrhunderts noch gerecht zu werden, dürfe die Soldatenzahl bei der Bundeswehr von derzeit 252 000 "nicht weiter unter die 200 000-Mann-Grenze" abgesenkt werden. Auch der CSU-Wehrexperte Johannes Hintersberger lehnte es ab, das Modell des Bürgers in Uniform fallen zu lassen: "Die Wehrpflicht darf nicht vom Tisch gewischt werden", sagte er der Zeitung.

Guttenberg arbeitet derzeit an mehreren Konzepten zur Reform der Bundeswehr, die eine Reduzierung der Bundeswehr um 50 000 bis 100 000 Mann vorsehen. Er will die Vorschläge im September vorlegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat aber eine völlige Abschaffung der Wehrpflicht, also eine Streichung aus dem Grundgesetz, bereits ausgeschlossen. Auch dem Modell einer maximalen Verkleinerung auf 150 000 Soldaten erteilte Guttenberg inzwischen eine Absage.