Arbeitsmarktexperten machen verbesserte konjunkturelle Situation für Entwicklung verantwortlich

Berlin. Der Krankenstand in deutschen Firmen ist im ersten Halbjahr dieses Jahres auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. Insgesamt waren 3,58 Prozent der Beschäftigen krankgeschrieben, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3,24 Prozent. Dies entspricht einer Steigerung um 10,5 Prozent, bestätigte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag einen Bericht der "Welt". Die Fehlzeiten summierten sich dem Bericht zufolge auf vier Arbeitstage.

Aus den Zahlen ließen sich aber nur schwer Rückschlüsse auf die Ursachen ziehen, sagte der Sprecher weiter, da die Krankenstandstatistik nur den jeweiligen Monatsersten erfasst: Fällt dieser auf einen Montag, ist der Wert regelmäßig höher als an einem Mittwoch oder Donnerstag. Nicht erfasst ist auch, wie lange die Beschäftigten schon krank sind: ob sie noch Lohnfortzahlung erhalten oder schon - bei mehr als sechswöchiger Erkrankung - Krankengeld von der Krankenkasse.

Den höchsten Krankenstand in den vergangenen zehn Jahren weist die Statistik für das Jahr 2001 mit einer Quote von 4,18 Prozent aus. Im Jahr 2005 lag die Quote bei 3,66 Prozent. Der niedrigste Stand in dem Zeitraum war 2007 mit 3,22 Prozent erreicht. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums betonte, die Werte befänden sich "immer noch auf relativ niedrigem Niveau": In den 90er-Jahren habe die Zahl bei fünf Prozent gelegen. Laut Zeitungsbericht machen Arbeitsmarktexperten neben saisonalen Einflüssen vor allem die leicht verbesserte konjunkturelle Situation der vergangenen Monate für die Entwicklung verantwortlich. Dagegen gehen die Krankenstände in Krisenzeiten im Allgemeinen zurück, weil die Arbeitnehmer fürchten, durch Krankschreibungen den Job zu gefährden. Die Ministeriums-Sprecherin bezeichnet das als Spekulation

Unterdessen schwelt der Streit zwischen CSU und FDP über die Gesundheitspolitik weiter. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer (CSU) kritisierte den Umgang von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) mit den Hausärzten. Rösler sollte nicht gegen die Ärzte, sondern für eine gute Gesundheitspolitik streiten, sagte Seehofer der "Bild"-Zeitung.