Saarland und NRW bleiben trotz Hamburger Fiasko auf Kurs

Nach dem Nein der Hamburger zur Schulreform müssen sich auch andere Bundesländer Gedanken um den künftigen Kurs ihrer Schulpolitik machen. Denn auch jenseits der Hansestadt stellt man sich die Frage, wie lange Kinder gemeinsam lernen sollten und wie sinnvoll das dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium ist.

Saarland: Im schwarz-gelb-grün regierten Saarland soll die bisher vierjährige Grundschulzeit um ein Jahr verlängert, die Anzahl der weiterführenden Schulen auf zwei reduziert werden: die Gemeinschaftsschule und das Gymnasium. Dabei hat die Koalition mit zwei Problemen zu kämpfen: zum einen haben Elternvertreter bereits Bedenken angemeldet - und auch die FDP ist skeptisch. Zum anderen ist die vierjährige Grundschule in der saarländischen Verfassung verankert und kann nur mit Stimmen der Opposition durchgesetzt werden. Doch von SPD und Linken kommt Kritik. Ministerpräsident Peter Müller (CDU) setzt deshalb auf eine breite Diskussion mit allen beteiligten Gruppen im Vorfeld der Abstimmung. Der Volksentscheid in Hamburg bestätige diese Vorgehensweise, so Müller.

Nordrhein-Westfalen: Die rot-grüne Minderheitsregierung hätte gern die Gemeinschaftsschule - allerdings fehlen genügend Stimmen im Landtag. Deshalb sollen nun Eltern, Lehrer und Kommunen mitentscheiden, wann und wo die neue Schulform eingeführt wird. Bis 2015 soll knapp jede dritte Schule umgewandelt werden. Protest gibt es reichlich, Gegner befürchten einen Flickenteppich. Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sieht in dem Hamburger Votum eine Bestätigung. "Der Volksentscheid zeigt, wie sensibel systematische Veränderungen in der Schulpolitik sind", sagte Löhrmann dem WDR. Man suche deshalb das Einverständnis aller beteiligten Gruppen.

Niedersachsen: Geht es nach der schwarz-gelben Landesregierung, soll alles bleiben wie bisher: die Grundschule dauert vier Jahre, danach ist das Schulsystem dreigliedrig. Eine Elterninitiative allerdings setzt sich jetzt gegen das Turbo-Abi nach Klasse 12 ein. Im November startet ein Volksbegehren. Nach dem Erfolg der Hamburger Initiative dürfte die Regierung vorgewarnt sein. Kultusminister Bernd Althusmann (CDU): "Hier wurden klare Grenzen gesetzt."