Sechs afghanische und zwei US-Soldaten wurden bei Anschlägen getötet. Auch vier Bundeswehrsoldaten wurden verletzt.

Kabul. Der Terror nimmt kein Ende: Kurz vor Beginn der Afghanistan-Konferenz in Kabul haben die Taliban ihre gestiegene Schlagkraft unterstrichen. Mit Bomben töten die Aufständischen am Montag sechs afghanische Polizisten und zwei US-Soldaten im Süden des Landes; vier Bundeswehrsoldaten wurden im Norden von einer Sprengfalle leicht verletzt. Bundesaußenminister Westerwelle will festschreiben, dass die afghanische Regierung in vier Jahren die Sicherheitsverantwortung übernimmt.

„Natürlich wissen wir, dass wir keine europäischen Verhältnisse in Afghanistan schaffen, sondern unser Ziel ist es, dass wir ein Land haben, das selbst für hinreichende Sicherheit sorgen kann“, sagte der FDP-Minister in Berlin. Die Verbündeten befänden sich auf einem guten Weg. Er sehe „Licht, aber auch viele Schatten“.

Die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen im Jahr 2014 solle möglichst in das Schlussdokument der Konferenz aufgenommen werden, forderte Westerwelle. Zur politischen Weichenstellung gehörten auch eine feste Verabredung zur Umsetzung der Ziele, etwa bei der Aussöhnung und dem Aufbau der Sicherheit. Dennoch müsse sich Deutschland in den nächsten Monaten unverändert auf schreckliche Meldungen aus dem Land einstellen. „Große Sorge“ bereite ihm die wachsende Unsicherheit.

Der vergangene Juni war der bisher verlustreichste Monat für die internationalen Truppen: 103 Soldaten kamen ums Leben. Nach Angaben der NATO wurden am Montag erneut zwei US-Soldaten bei Anschlägen im Süden getötet. Damit kamen im laufenden Monat bereits 57 NATO-Soldaten ums Leben.

Die Taliban töteten am Montag zudem sechs afghanische Polizisten mit einer Sprengfalle, die mit ihrem Fahrzeug auf dem Weg in die Provinzhauptstadt Kandahar waren. Vier weitere wurden verletzt, wie der Chef des Distrikts Chakres mitteilte.

Auch im Norden hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. Wie das Einsatzführungskommando in Potsdam mitteilte, fuhren Bundeswehrsoldaten mit ihrem Transportpanzer „Fuchs“ am Montagmorgen etwa zwölf Kilometer südwestlich von Kundus auf eine Sprengfalle. Vier Soldaten seien verletzt worden, aber keiner schwer. Das beschädigte Fahrzeug wurde geborgen.

Westerwelle zeigte sich nicht allein über die Sicherheitslage besorgt, sondern auch über die Korruption in Afghanistan. Bei deren Bekämpfung habe die Regierung des Landes „noch eine Menge Arbeit“ zu tun. „Wir erwarten auch bei der Suche nach einer politischen Lösung Fortschritte“, sagte er. Dies sei neben dem zivilen und militärischen Engagement entscheidend.

Der entwicklungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Holger Haibach, betonte die Bedeutung des zivilen Engagements. „Die afghanische Regierung muss sich bei der Konferenz auf klare Zielmarken für den Wiederaufbau verpflichten, die sie mit internationaler Unterstützung erreichen will“, erklärte er. „Diese Hilfen werden auch noch für lange Zeit nach dem Abzug der internationalen Truppen weiterlaufen müssen.“ Die Streitkräfte spielten bei der Absicherung des zivilen Wiederaufbaus eine wichtige Rolle.