Hannelore Kraft (SPD) und Sylvia Löhrmann (Grüne) auf dem Weg zur Macht. Jürgen Rüttgers gibt CDU-Landesvorsitz im November auf

Düsseldorf. Gestern waren die Damen schon mal in Sektlaune. Verständlicherweise. Immerhin war der Koalitionsvertrag unterzeichnet. Die Sozialdemokratin Hannelore Kraft hatte mit einem roten Füllfederhalter unterschrieben, Sylvia Löhrmann mit einem grünen. Anschließend hatten die beiden Politikerinnen ihre Schreibgeräte ausgetauscht und - um den Akt noch symbolischer zu gestalten - die Füllerkappen gewechselt. Kraft hatte am Ende also einen grün-roten Füller, Löhrmann einen rot-grünen. Mehr Harmonie schien schlechterdings unmöglich. Das empfanden die beiden Spitzenpolitikerinnen, die sich neuerdings duzen, offenbar auch so. "Das ist der Tag, der den i-Punkt setzt auf Wochen harter Arbeit", rief Kraft mit strahlendem Lächeln. Und: "Auf gute Zusammenarbeit!" Danach bekräftigte sie: "Wir wollen und werden stabil regieren."

Die Grünen-Politikerin Löhrmann sprach von einer "wichtigen Etappe". Sie bezeichnete das entstehende Bündnis mit Blick auf die Oppositionsfraktionen als eine "Koalition der Einladung" und setzte hinzu: "Ich glaube, die Blockadehaltung kann nicht aufgehen."

Hannelore Kraft will sich morgen Mittag im Düsseldorfer Landtag zur Ministerpräsidentin einer rot-grünen Minderheitsregierung wählen lassen. Den Koalitionsvertrag, den sie gestern mit Löhrmann in Düsseldorf besiegelte, hatten Sozialdemokraten und Grüne am Wochenende auf Sonderparteitagen nahezu einstimmig gebilligt. Die beiden Spitzenpolitikerinnen beließen es bei der Unterzeichnung trotzdem jeweils bei einem einzigen Gläschen Sekt, denn immerhin sind sie morgen auf die Mithilfe der Linkspartei angewiesen. Und die wollten sie nicht durch eine zur Schau gestellte Siegessicherheit reizen. Die elf Abgeordneten der Linken haben erklärt, dass sie Kraft durch Stimmenthaltung ins Amt verhelfen wollen.

Unterdessen hat der geschäftsführende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers gestern angekündigt, dass er sich nicht erst im Frühjahr, sondern bereits im November vom Posten des CDU-Landesvorsitzenden zurückziehen wird.