Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer verlangt mehr Führung

Berlin. Nach anderen CDU-Landeschefs hat auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) Kritik am Führungsstil von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geübt. "Eine Koalitionsregierung kann man nicht so führen wie einen Familienbetrieb", sagte Böhmer "Handelsblatt Online". Die Zusammenarbeit mit FDP und CSU, die er als "sektorale" und "regionale Klientelpartei" bezeichnete, sei gegenwärtig offenbar schwieriger als die Kooperation mit der SPD in der Großen Koalition.

Niedersachsens Landesvize Jörg Bode (FDP) forderte, Merkel müsse "inhaltlich stärker Farbe bekennen". An der Bildung einer rot-grünen Koalition in NRW sei deutlich geworden, "dass es nichts bringt, alle Entscheidungen hinauszuzögern, weil man meint, man könne diese den Bürgern nicht zumuten".

Zuvor hatte Hamburgs Regierender Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gefordert, Merkel müsse auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen. Sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Peter Harry Carstensen (CDU) hatte der CDU-Chefin im Abendblatt geraten, Fehlverhalten deutlich anzusprechen.

CDU-Vorstandsmitglied Elmar Brok rief Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer sowie FDP-Chef Guido Westerwelle auf, einen Verhaltenskodex für den Umgang miteinander in der Koalition zu vereinbaren. "Wer andauernd Beschlüsse zerredet und den politischen Partner persönlich angreift, muss mit Sanktionen der Koalitionsspitze rechnen", verlangte Brok in "Handelsblatt Online". Schwarz-Gelb ist laut Umfragen in der Gunst der Bürger unter 40 Prozent gefallen.

Linken-Chef Klaus Ernst kritisierte im Abendblatt, die Kanzlerin sei nur Getriebene. "Wenn Merkel nicht bereit ist, die Regierung zu führen, dann muss sie den Weg für eine neue Regierung frei machen." Die Opposition solle sich schnell einigen, wie sie geschlossener vorgehen könne.