Staatsoberhaupt der Dominikanischen Republik auf Kurzbesuch in Hamburg

Hamburg. Zum ersten Mal hat ein Staatsoberhaupt der Dominikanischen Republik - wo Hunderttausende Deutsche jedes Jahr ihren Urlaub verbringen - die Bundesrepublik besucht. Nach den politischen Gesprächen in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reiste Präsident Leonel Fernández Reyna nach Hamburg weiter, wo er von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) im Rathaus empfangen wurde und sich ins Goldene Buch eintrug.

Fernández warb in der Hansestadt für Investitionen in die Wirtschaft der Dominikanischen Republik, die derzeit boomt - ihre Wachstumsrate für dieses Jahr wird auf fast sechs Prozent geschätzt. Das politisch stabile Land unterscheidet sich damit dramatisch von seinem bitterarmen und politisch gescheiterten Nachbarn Haiti, mit dem es sich die Antillen-Insel Hispaniola teilt.

Im GIGA-Institut am Neuen Jungfernstieg, einer der größten Denkfabriken in Europa mit den Sparten Afrika, Asien, Lateinamerika und Mittlerer Osten, legte Fernández, der bereits - mit einer Unterbrechung - seine dritte Amtszeit absolviert, Ursachen und Verlauf der weltweiten Finanzkrise und ihre Folgen für Lateinamerika dar.

Anschließend wurde ein Kooperationsabkommen zwischen GIGA und einer dominikanischen Stiftung unterzeichnet. "Wir versuchen, unsere internationalen Beziehungen zu diversifizieren", sagte der Politiker, promovierte Jurist, Intellektuelle und Buchautor im Gespräch mit dem Abendblatt. "Wir haben natürlich sehr enge Beziehungen mit den USA - zehn Prozent unserer Bürger leben sogar dort, rund 70 Prozent unserer Exporte gehen in die USA. Das ist alles ganz schön und gut. Aber wir müssen breiter streuen. Daher haben wir gerade ein Handelsabkommen mit der EU unterzeichnet, das Europa für Güter aus der Dominikanischen Republik öffnet." Um das praktisch zu nutzen, sei es nötig, Kontakte zu etablieren, sagte das Staatsoberhaupt. Aber eben nicht nur mit Unternehmen, sondern auch mit Instituten und Personen.

Zum Elend Haitis sagte Fernández dem Abendblatt, dessen beklemmende Lage nach Jahrzehnten der Diktatur und Brutalität sei durch das verheerende Erdbeben noch verschlimmert worden. So fehle es an Strom und funktionierender Infrastruktur. "Die einzige Möglichkeit, wie Haiti seine tragische Lage bewältigen kann, ist in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft", sagte Fernández.