In der Schulbildung wächst das Gefälle zwischen deutschen und ausländischen Kindern

Berlin. Kinder ausländischer Abstammung erreichen in der Schule immer noch deutlich schlechtere Abschlüsse als ihre deutschen Mitschüler. Die Mehrheit der Migranten (43 Prozent) beende ihre Schulzeit mit einem Hauptschulabschluss. Bei den deutschen Kindern liege der Anteil bei 31 Prozent, berichtet die "Welt" vorab aus dem Bericht zur Lage der Ausländer in Deutschland. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), stellt den Bericht heute in Berlin vor.

Nach Angaben der Zeitung beschreibt der Bericht einen problematischen Trend: Einer kleinen Elite von hoch qualifizierten Migranten stehe eine wachsende Zahl jugendlicher Zuwanderer gegenüber, die fast keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz und damit auch kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten.

Der Bericht stützt sich auf Zahlen aus dem Jahr 2008. Demnach verlassen 13,3 Prozent der Migrantenkinder die Schule ohne Abschluss. Der Anteil der Realschulabschlüsse unter den Migranten stieg leicht an - ebenso wie die Quote der Abiturienten. Jedoch dürfe dies nicht über den "erheblichen und inakzeptablen Bildungsabstand gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund hinwegtäuschen", zitiert die "Welt" aus dem Bericht. Es werde noch mindestens zehn bis zwölf Jahre dauern, bis Migrantenkinder diesen Bildungsabstand aufgeholt hätten.

Der Bericht zur Lage der Ausländer umfasst neben dem Bildungssektor unter anderem auch die Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Auch das Bundeskabinett wird sich bei seiner Sitzung heute mit dem Bericht beschäftigen.

Positive Auswirkung auf die Integration haben die Erfolge der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika. "Was die deutsche Mannschaft vorlebt, ist Einheit in Vielfalt", sagte Peter Walschburger, Biopsychologe an der Freien Universität (FU) Berlin. Das deutsche WM-Team sei jugendlich-spritzig, erfolgreich und multikulturell und werde damit zum Vorbild für viele Migranten. Das Identifikationserlebnis verlaufe unbewusst über Emotionen und die kollektiv erlebte Begeisterung. "Das gräbt sich ein und schafft den Willen, auch etwas zu machen", sagte Walschburger.

Der Sportphilosoph Gunter Gebauer findet: "Die Politik hinkt den wirklichen Ereignissen hinterher." Die Migranten hätten sich längst einen Platz in der Gesellschaft erobert. Das zeige nun deutlich die Nationalmannschaft, das "Allerheiligste der Nation", sagte der Wissenschaftler von der FU Berlin.

Gleichzeitig zeige das begeisterte Verhalten der nicht deutschen Fans bei Siegen der Nationalmannschaft, dass sie sich Deutschland zugehörig fühlten. Doch die Gesellschaft tue sich nach wie vor schwer, dies auch anzuerkennen. Der Zuzug von Ausländern werde häufig einseitig als Gefahr für die deutsche Kultur dargestellt, doch die Weltmeisterschaft beweise, dass Migration auch eine enorme Bereicherung für die Gesellschaft darstelle.