Zwei Tage nach seiner Wahl wird Christian Wulff heute vereidigt

Berlin. Keine 48 Stunden hatte Christian Wulff, um sich von der Zitterpartie seiner Wahl zum Bundespräsidenten am Mittwoch zu erholen. Heute bereits wird das neue deutsche Staatsoberhaupt in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat vereidigt. Vom harten Wahlkampf und der schwierigen Wahl schien sich Wulff gestern bereits wieder erholt zu haben. Im RTL-Interview sagte er: "Ich musste mich eigentlich immer erst einmal im Amt bewähren und war mit Vorschußlorbeeren nie so reichhaltig ausgestattet." Man müsse damit leben, dass man auch als Bundespräsident kritisch gesehen werde, sagte Wulff.

In der ARD sprach sich Wulf für die Wehrpflicht aus. Er wolle sich aber nur einmischen, wenn es unbedingt nötig sei: "Wenn die Tagespolitik die Wehrpflicht verändern würde, wäre es auch eine Frage des Bundespräsidenten. Wenn aber die Tagespolitik die Wehrpflicht nur aussetzt und das Grundgesetz unangetastet lässt, dann würde ich mich aus dieser Frage aber tatsächlich heraushalten." Außerdem will er einen Vorstoß zur Senkung der Bezüge nach seinem Ausscheiden aus dem Amt machen. Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen. Derzeit erhält der Bundespräsident nach seinem Ausscheiden 200 000 Euro im Jahr.

Am frühen Nachmittag nimmt der neue Präsident seine Arbeit auf - und feiert erst mal: Heute ist das Sommerfest in seinem Amtssitz Schloss Bellevue angesagt. Laut Bundespräsidialamt wird Wulff um 14.25 Uhr in Bellevue erwartet. Dort begrüßen ihn der Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD), Wulffs Vorgänger, Bundespräsident a. D. Horst Köhler, sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker. Anschließend wird Wulff mit militärischem Zeremoniell im Ehrenhof des Schlosses empfangen. Um 19 Uhr soll er nach einer Ansprache das Fest mit 5000 Gästen im Schlosspark eröffnen.

Wulff will seinen Amtssitz zu einer "Denkfabrik für Deutschland" zu machen, in der kluge Köpfe aus Wissenschaft, Politik und Kunst Zukunftsfragen diskutieren wollen. Im Oktober will Wulff zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit sein Programm vorlegen.

Seine erste Auslandsreise werde ihn nach Brüssel zur EU führen, sagte Wulff. Dann werde er vielleicht noch nach Paris und Warschau fliegen. Für Anfang Oktober sei dann ein Besuch in der Türkei geplant.