Ironisch und schlagfertig steuert er durch neuneinhalb Stunden Präsidentenwahl

Berlin. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat seinen Vorsitz in der Bundesversammlung zu einem starken Auftritt genutzt, sich viel Respekt bei der Berliner Opposition verschafft und gezeigt, dass auch er ein gutes Staatsoberhaupt wäre. Durch die neuneinhalbstündige Sitzung zur Wahl des neuen Bundespräsidenten am Mittwoch steuerte der CDU-Politiker mit Ironie und Schlagfertigkeit. Schon in seiner Eröffnungsrede kritisierte er überraschend deutlich den Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler. Die Entscheidung sei zu respektieren, "auch wenn viele von uns sie noch immer nicht wirklich verstehen können".

Doch neben ernsten Mahnungen kam auch die Schlagfertigkeit Lammerts zum Vorschein, zum Beispiel als er die anwesende grüne Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann aus Nordrhein-Westfalen durch den Kakao zog. Als er sagte, in manchen Demokratien seien Monarchen Staatsoberhäupter, damit das Amt dem Parteienstreit entzogen sei, applaudierte ihm Löhrmann, weil sie darin ein Plädoyer sah für ihren Kandidaten Joachim Gauck. Allerdings war sie mit ihrem Applaus ganz allein. Das führte zu Gelächter in der Versammlung. Lammert griff das sofort auf: "Ich bin nicht sicher, ob die Stenografen alle begeisterten Anhänger einer Erbmonarchie jetzt namentlich erfasst haben." Noch größeres Gelächter und wieder Applaus.