Hamburg. So groß der Wirbel um die Wahl des Bundespräsidenten ist, so wenig Macht wird der Nachfolger von Horst Köhler in seinem künftigen Amt haben. Zwar ist er offiziell das Staatsoberhaupt Deutschlands, hat aber deutlich weniger zu sagen als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Vor allem durch seine Reden kann er deshalb als moralische Instanz auftreten und dem Amt eine individuelle Prägung verleihen. Durch Empfänge und Reisen soll der Bundespräsident Deutschland im Ausland repräsentieren. Zwar ist er auch der formale Prüfer und Unterzeichner von Gesetzen, trägt dafür aber keine politische Verantwortung.

Anders ist es bei seinen Amtskollegen im Ausland. Allein durch die direkte Volkswahl verfügen zum Beispiel die Staatspräsidenten in Polen, Österreich oder Frankreich über mehr Macht und sind auch durch die Verfassung mit mehr Befugnissen ausgestattet. Vor allem in Frankreich ist das höchste Amt im Staat ein wesentlicher Teil der Exekutive und bestimmt faktisch zu einem großen Teil die Geschicke des Landes - mehr noch als der Regierungschef. In Österreich hat der Staatspräsident zumindest laut Verfassung die Befugnis, die Regierung aufzulösen - ein Recht, das bislang jedoch noch kein Amtsinhaber ausgeübt hat.