Unbekannte verschleppen Entwicklungshelfer des Technischen Hilfswerks

Khartum. Unbekannte Bewaffnete haben zwei deutsche Entwicklungshelfer in der westsudanesischen Krisenregion Darfur entführt. Die beiden Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) seien in der Nacht aus ihrem Büro in der Stadt Niala im Westen Sudans verschleppt worden, sagte ein Uno-Vertreter gestern.

Das THW ist seit 2004 in dem nordostafrikanischen Land tätig. "Sie wurden am Dienstagabend aus ihrem Büro in Niala von bewaffneten Männern in Zivil entführt", sagte Kemal Saiki, ein Sprecher der gemeinsamen Friedensmission von Uno und Afrikanischer Union (Unamid). Zunächst hatte es geheißen, einer der beiden sei Niederländer. Die Entführer verschleppten auch einen sudanesischen THW-Angestellten, den sie aber wieder freiließen. Die Kidnapper seien in Richtung der Stadt Kass gefahren, nördlich von Niala.

Das Auswärtige Amt wollte gestern in Berlin allerdings Medienberichte nicht bestätigen, wonach es sich bei den Entführten um zwei THW-Mitarbeiter handelt. Mit Rücksicht auf die Angehörigen und die Ermittlungen könnten keine weiteren Angaben gemacht werden, sagte Außenamtssprecher Andreas Peschke. Die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sowie alle zuständigen Behörden seien eingeschaltet, sagte Peschke.

Seitdem der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) im März 2009 einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir wegen Kriegsverbrechen in Darfur ausstellte, häufen sich die Entführungen von ausländischen Entwicklungshelfern. Die meisten von ihnen wurden unverletzt wieder freigelassen. Eine US-Entwicklungshelferin, die im Mai entführt wurde, ist immer noch in der Gewalt der Kidnapper. Mitte März war in Darfur ein französischer Entwicklungshelfer freigekommen, der fünf Monate in der Gewalt von Entführern gewesen war.

Der Schwerpunkt der Arbeit des THW liegt nach eigenen Angaben auf dem Aufbau der Trinkwasserversorgung für Rückkehrer in den Südsudan. In Darfur führt das Hilfswerk Reparaturen aller Art für Uno- und Hilfsorganisationen aus. Auch hatte das THW unter anderem bei der Errichtung von zwei Flüchtlingscamps im Tschad im Grenzgebiet zum Sudan mitgewirkt.

Derzeit unterstützen 31 Soldaten aus Deutschland die Friedensmissionen der Vereinten Nationen im Sudan: Unmis und Unamid. Deutsche Polizisten sind ebenfalls zur Ausbildung lokaler Kräfte im Land. In Darfur herrscht seit sieben Jahren Bürgerkrieg. Dabei starben nach Uno-Schätzungen bislang rund 300 000 Menschen, mehr als 2,2 Millionen wurden in die Flucht getrieben.