Fortschritte bei der Eingliederung von Einwanderern. Mehr Abiturienten, weniger Schulabbrecher

Berlin. Die Eingliederung von Ausländern in die deutsche Gesellschaft kommt offenbar voran: Im neunten Integrationsbericht der Bundesregierung, der gestern vom Kabinett verabschiedet wurde, sind Fortschritte etwa bei der schulischen Ausbildung und der Kinderbetreuung zu erkennen. Noch nie habe sich bei der Integration so viel bewegt wie in den vergangenen beiden Jahren, lobte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU).

Vor allem bei der Bildung hätten Jugendliche aus Zuwandererfamilien aufgeholt, sagte Böhmer. Dem Bericht zufolge stieg der Anteil der ausländischen Schulabgänger mit Hochschulreife zwischen 2005 und 2010 um insgesamt 36 Prozent. Gleichzeitig ging der Anteil der Migranten ohne Schulabschluss um 39 Prozent zurück. Zudem lassen immer mehr Zuwanderer ihre Kinder in staatlichen Einrichtungen betreuen. Die Chance der Migranten auf gleiche Teilhabe habe sich wesentlich verbessert, sagte Böhmer. Die Regierung leite einen Wechsel "von der nachholenden zur vorausschauenden Integrationspolitik" ein.

Allerdings ist der Abstand zu den deutschen Schülern weiterhin beachtlich: Von ihnen erreicht laut Böhmer etwa jeder Dritte (36 Prozent) die Hochschulreife, von Schülern mit Migrationshintergrund nicht einmal jeder Sechste (15 Prozent). Die Schulabbrecherquote liegt bei den ausländischen Schülern mit 12,8 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die von deutschen Schülern (5,4 Prozent).

Unterdessen sind in den vergangenen beiden Jahren entgegen dem internationalen Trend deutlich mehr Menschen nach Deutschland eingewandert. Dem aktuellen Migrationsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge haben sich zehn Prozent mehr Ausländer in Deutschland niedergelassen. Innerhalb der 34 Mitgliedstaaten der OECD insgesamt waren es 2,5 Prozent weniger.

Der Trend hat den vorläufigen Zahlen zufolge auch 2011 angehalten. Der überwiegende Teil der Zuwanderer stammt dabei aus dem osteuropäischen Raum, Menschen außerhalb der EU kommen seltener nach Deutschland.

Aus der OECD-Studie geht zudem eine verbesserte Lage für Migranten auf dem Arbeitsmarkt hervor. Demnach stieg seit 2008 ihre Beschäftigungsquote um vier Prozentpunkte auf 66,5 Prozent - im OECD-Raum ein Spitzenwert. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, forderte die stellvertretende SPD-Vorsitzende und Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz, anonymisierte Bewerbungsverfahren. Es könne nicht sein, dass Bewerber mit fremd klingenden Namen nachweislich schneller aussortiert würden, sagte sie dem Abendblatt. Zudem müssten ausländische Bildungsabschlüsse besser anerkannt werden.

Die deutsche Staatsbürgerschaft scheint bei den Zuwanderern indes nicht sonderlich beliebt zu sein. Bei einer Befragung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration gaben 61,5 Prozent der Teilnehmer ohne deutschen Pass an, kein Interesse an einer Einbürgerung zu haben. Lediglich 23,2 Prozent äußerten sich interessiert.

Die Integrationsbeauftragte Böhmer will dem entgegenwirken. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitze, habe das Recht zu wählen und gewählt zu werden und könne damit die Geschicke des Landes aktiv mitgestalten, argumentierte sie. "Wer ein kommunales Wahlrecht fordert, bleibt dagegen auf halber Strecke stehen."