Selbst Nicolas Sarkozy setzt auf Wachstum. Druck von der SPD

Berlin. Um Angela Merkel wird es einsam. Die Bundeskanzlerin scheint mit dem wahlkämpfenden französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy nun einen ihrer wichtigsten Verbündeten in ihrem Kurs gegen die Euro-Krise verloren zu haben. Entgegen früherer Äußerungen hat dieser gestern die neue Wachstumspolitik der Europäischen Union begrüßt. "Ein reiner Sparkurs ist ein großer Irrtum", sagte Sarkozy in einem Radiointerview.

Am 6. Mai muss er um seine Wiederwahl kämpfen - und hatte seinen sozialistischen Herausforderer François Hollande bislang immer hart dafür kritisiert, einen Wachstumspakt auflegen zu wollen. Laut Sarkozy hat er aber keine Wendung vollzogen, sondern die "bisherige Politik noch erweitert".

Vor dem Hintergrund einer leichten Rezession in der Euro-Zone gewinnt die Debatte über mehr Wirtschaftswachstum an Fahrt. Zuvor hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, einen "Wachstumsvertrag" verlangt. EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy plant nun ein Extratreffen der Staats- und Regierungschefs - mögliches Hauptthema sei Wachstum, wie es hinter den Kulissen hieß.

Auch Hollande erneuerte seine Forderung: "Sollte ich am 6. Mai zum Präsidenten gewählt werden, werde ich sofort den europäischen Fiskalpakt neu verhandeln", sagte er und nannte die Transaktionssteuer, die auf europäischer Ebene eingeführt werden solle. Geld aus bislang "ungenutzten Fonds" solle jetzt investiert werden. Hollande prophezeite ein Wachstum in Europa von mehr als zwei Prozent im Jahr 2014, sollte der Wachstumspakt greifen.

In der SPD stößt das auf Zustimmung. Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte dem Abendblatt, Hollandes Vorschläge seien richtig und lägen auf der Linie der SPD. "Sie entsprechen unseren Forderungen an die Bundesregierung in den Verhandlungen um eine Zustimmung zum Fiskalpakt im Deutschen Bundestag." Denn Haushaltsdisziplin und Schuldenabbau seien zwar richtig, aber wenn alle Staaten in Europa nur gleichzeitig sparen, werde jedes Wachstum abgewürgt und Arbeitsplätze vernichtet. Davon würden auch deutsche Arbeitsplätze nicht verschont bleiben. "Wenn wir uns aus der Krise befreien wollen, brauchen wir einen Wachstumspakt", betonte er. "Das haben in Europa inzwischen fast alle erkannt. Und deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Frau Merkel und ihre Chaoskoalition auf diesen Kurs einschwenken werden."