Ministerpräsident Seehofer lobt Benedikts Realitätssinn und Interesse für aktuelle Politik

Rom. Ministerpräsident, Bischöfe und eine Fürstin - das Who's who aus Bayerns Politik, Kirche und Gesellschaft reiste gestern zu Papst Benedikt XVI., um mit ihm in Rom seinen 85. Geburtstag zu feiern. Der als Joseph Ratzinger in Marktl am Inn geborene Pontifex gewährte Landesvater Horst Seehofer (CSU) außerdem eine Privataudienz. Seehofer hatte zuletzt durch einen Klosteraufenthalt Aufsehen erregt. In Rom sagte Seehofer über Benedikt: "Er weiß genau, wie es in der Realität aussieht." Der Papst interessiere sich nach wie vor sehr für Bayern und sei gut informiert - "heute bin ich extrem stolz auf unseren bayerischen Papst".

Zu Seehofers 150-köpfiger Delegation zählten auch alle sieben katholischen Diözesanbischöfe aus Bayern, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch sowie Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Als Geschenk hatten die Bayern unter anderem Bier mitgebracht, das Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke vor sechs Wochen auf dem Kreuzberg noch selbst gebraut hat. Sogar Schuhplattler und Trachtengruppen waren mit von der Partie, Kinder schenkten dem Jubilar ein Apfelbäumchen vom Chiemsee.

Der Morgen hatte für den Papst mit einer Messe in der Paolina-Kapelle des Apostolischen Palastes begonnen. In seiner Predigt erinnerte Benedikt an den Tag seiner Geburt, an dem er auch getauft wurde. Er hob die Bedeutung der Taufe als "Wiedergeburt aus Wasser und Geist" hervor. Er stehe vor der letzten Wegstrecke seines Lebens und wisse nicht, was noch komme. Aber er wisse, dass das Licht Gottes da sei.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in ihrem Glückwunsch nach Rom: Für sie sei der Besuch des Papstes in seiner deutschen Heimat im vergangenen Jahr bereichernd und unvergesslich gewesen. Merkel wünschte dem Oberhaupt der Katholiken für sein weiteres Wirken zum Wohle aller Menschen in der Welt gute Gesundheit und Gottes reichen Segen.

Papst-Bruder Georg Ratzinger wünschte dem Jubilar nur eines: "Die Gesundheit steht auf meinem Wunschzettel für den Papst ganz oben", sagte der fast erblindete und auf Gehhilfen angewiesene Priester. Ein eigenes Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder, den er nach wie vor nur "den Joseph" nennt, hatte er nicht im Gepäck. Der Papst hatte gebeten, nicht zu viel Aufhebens zu machen. Privatsekretär Georg Gänswein meinte noch im Vorfeld, Joseph Ratzinger lasse sich "niemals" aus seiner täglichen Routine reißen.

Immerhin musste Papst Benedikt nach einer anstrengenden Lateinamerika-Reise und den Osterfeierlichkeiten seine Erholungspause in Castel Gandolfo verkürzen. Der Vatikan blickt auf einen weiteren Feiertag in dieser Woche. Am Donnerstag ist es sieben Jahre her, dass Kardinal Joseph Ratzinger auf den Stuhl Petri gewählt wurde.