Berlin. In der Bundesspitze der Piratenpartei muss innerhalb weniger Wochen erneut eine wichtige Position neu besetzt werden. Nachdem Bundesgeschäftsführerin Marina Weisband im Januar ihren Rückzug aus "persönlichen und beruflichen Gründen" bekannt gegeben hatte, zog gestern Bundesschatzmeister Rene Brosig seine erneute Kandidatur für das Amt wegen persönlicher Überlastung zurück. Durch doppelte Arbeit in Beruf und Partei befinde er sich in einem Zustand der permanenten Anspannung, schrieb der Familienvater aus Mittelfranken auf der Internetseite der Piraten. "Eine Nacht ist bei mir heute nach etwa 4-5 Stunden Schlaf zu Ende und freie Wochenenden gibt es praktisch nicht mehr." Der ständige Stress mache ihn zunehmend gereizt, schrieb Brosig weiter. "Deswegen war ich im letzten Jahr nicht der Ehemann, der ich sein sollte und ich war auch nicht der Freund, der ich sein müsste." Die Piraten wählen bei einem Parteitag Ende dieses Monats einen neuen Bundesvorstand.

Unterdessen kündigten die Grünen gestern an, in den laufenden Wahlkämpfen den Höhenflug der Piraten mit einer Sachthemen-Offensive beenden zu wollen. Parteichef Cem Özdemir sagte nach einer Bundesvorstandssitzung in Düsseldorf, seine Partei werde offensiv thematisieren, in welcher Konstellation der Wähler tatsächlich mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung gewinne. In einer Großen Koalition wäre dies nicht der Fall, sagte er mit Blick auf ein mögliches Vielparteienparlament, das nur eine Koalition von CDU und SPD erlauben könnte.

Die Grünen kämpfen derzeit in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein um eine rot-grüne Mehrheit bei den Landtagswahlen im Mai. In Nordrhein-Westfalen hat die Piraten-Partei in allen Wählerumfragen der vergangenen Monate die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag genommen - anders als in Schleswig-Holstein. Bundesweit pendelte die Parte zuletzt zwischen sechs und 13 Prozent.