Spekulationen um Rückkehr Lafontaines und Spitzenjob für Sahra Wagenknecht

Berlin. Der Rücktritt der Linken-Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch hat ihr Respekt und der Partei eine heftige Nachfolgedebatte eingebracht. Wie berichtet, gibt die 50-Jährige ihr Amt als Parteichefin auf. Sie habe wegen der Erkrankung ihres Ehemannes bereits "in der vergangenen Woche kurzfristig mehrere Termine absagen" müssen, sagte Lötzsch am Mittwoch. Ihr Kovorsitzender Klaus Ernst wird die Linke bis zum Parteitag Anfang Juni allein führen. Lötzsch sagte, ihr Mann Ronald Lötzsch (Jahrgang 1931) sei wegen einer "altersbedingten Erkrankung" am 31. März ins Krankenhaus gekommen. Seine Krankheit erlaube ihr keine häufige Abwesenheit von ihrem Wohnort Berlin. Sie wolle sich auf ihr Mandat als Bundestagsabgeordnete konzentrieren.

Zugleich bedankte sie sich bei Ernst für die "vertrauensvolle Zusammenarbeit". Lötzsch hatte die Partei seit 2010 geführt und trotz innerparteilicher Kritik noch vor wenigen Monaten angekündigt, im Juni erneut zu kandidieren.

Der Parteivorstand nahm den Rückzug von Lötzsch mit Bedauern und Respekt zur Kenntnis. Gleichzeitig versuchte die Linke-Spitze, Personaldiskussionen im Keim zu ersticken. Vom Parteivorstand hieß es, es bleibe bei der Verabredung, "dass wir alle Personalfragen nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen vorbereiten und auf dem Parteitag Anfang Juni entscheiden".

Thüringens Linke-Fraktionschef Bodo Ramelow hofft unterdessen auf eine Rückkehr von Oskar Lafontaine in die Bundespolitik. Bei der Neuwahl der Parteispitze setzt er aber auf Sahra Wagenknecht. "Die Idealkombination für den Parteivorsitz wäre für mich Wagenknecht und Dietmar Bartsch", sagte Ramelow der dpa. Für die Bundestagswahl wäre ein Gespann aus dem früheren Vorsitzenden Lafontaine und Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi als Spitzenkandidaten seine Wunschvorstellung. "Es sind aber auch viele Zwischenvarianten denkbar." Dabei ist brisant, dass Lafontaine und Wagenknecht privat ein Paar sind.

Ernst hat sich bislang nicht dazu geäußert, ob er noch einmal kandidiert. Bundestagsfraktionsvize Dietmar Bartsch hatte seinen Hut schon Ende November in den Ring geworfen. Ob Ex-Parteichef Oskar Lafontaine erneut für den Vorsitz kandidiert, ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Lafontaine gilt als Gegner Bartschs.

Die SPD reagierte mit Respekt auf die Nachricht des Rücktritts. "Lötzsch stellt das Menschliche über die Politik. Die Entscheidung, mit Rücksicht auf ihren erkrankten Mann nicht erneut zu kandidieren, verdient Respekt", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Die Linke befinde sich mitten im Existenzkampf: "Weder Lafontaine noch Wagenknecht werden den Niedergang der Linkspartei aufhalten." Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, begrüßte den Rückzug. "Ich hoffe, dass die Zeit der DDR- und Kommunismusverklärung durch die Linke damit endlich ein Ende hat. Für die Opfer der SED-Diktatur war Frau Lötzsch eine Zumutung."