Berlin. Die Linksparteivorsitzende Gesine Lötzsch ist gestern am späten Abend überraschend von ihrem Amt zurückgetreten. "Aufgrund der Erkrankung meines Mannes habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschieden, das Amt der Vorsitzenden der Partei niederzulegen", erklärte die Politikerin in einer per E-Mail verbreiteten Erklärung in Berlin.

"Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Meine familiäre Situation lässt jedoch eine häufige Abwesenheit von meinem Wohnort Berlin nicht mehr zu", heißt es in der Erklärung. Sie werde sich künftig auf ihr Mandat als Bundestagsabgeordnete konzentrieren, teilte Lötzsch weiter mit. Die 50-Jährige teilt sich seit Mai 2010 gemeinsam mit Klaus Ernst den Vorsitz der Linkspartei. Eigentlich wollte sie sich Anfang Juni beim Göttinger Parteitag noch einmal als Linke-Chefin zur Wahl stellen. Allerdings galt sie zuletzt wegen schwacher Umfragewerte auch innerhalb der Partei als umstritten. Die Linkspartei verliert Umfragen zufolge immer mehr Wähler an die Piratenpartei und könnte in Nordrhein-Westfalen den Wiedereinzug in den Landtag verpassen.

Gesine Lötzsch war in der von der SED über die PDS bis zur Linken mehrfach gewandelten Partei kontinuierlich aufgestiegen. Die ehemalige Diplom-Lehrerin für Deutsch und Englisch aus Ost-Berlin erarbeitete sich im Bundestag zudem einen guten Ruf als Haushaltsexpertin. Die promovierte Philologin und Mutter zweier Kinder war 1984 in die SED eingetreten.