Kanzlerin Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer verbrachten die Ostertage auf der Insel Ischia im Golf von Neapel. Fotografen waren auch da.

Berlin/Ischia. Sonderlich viel Zeit für Urlaubsreisen wird Bundeskanzlern eher nicht eingeräumt. Um Ostern allerdings beruhigt sich der politische Betrieb in der Hauptstadt seit jeher. In diesem Jahr ist nichts anders: Auch eine Kabinettssitzung ist für diesen Mittwoch nicht angesetzt. Mehrere Minister und Regierungschefin Angela Merkel (CDU) nutzen die freien Tage daher für einen Urlaub. Andere nahmen die Osterruhe zum Anlass, eine Debatte über die begrenzte Freizeit von Politikern zu führen. Merkel allerdings schwieg lieber und reiste zum Italienurlaub auf die Insel Ischia.

Seit Karfreitag verbringt Merkel mit ihrem Mann Joachim Sauer die freien Tage im Golf von Neapel. Erste Fotos zeigten die Regierungschefin und den Quantenchemiker in Freizeitkleidung bei Spaziergängen, begleitet von Bodyguards. Das Paar trug zeitweise himmelblaue Regenschirme - wohl auch, um sich vor Fotografen zu schützen. Während ihrer Zeit als Bundeskanzlerin machte Merkel bereits 2006, 2007 und 2009 Osterferien auf Ischia. In den Jahren 2008, 2010 und 2011 verbrachten Merkel und Sauer ihren Osterurlaub auf der kanarischen Insel La Gomera.

Auch die SPD-Vizevorsitzende Manuela Schwesig will nach einigen Wahlkampfeinsätzen in Nordrhein-Westfalen ein paar Tage mit ihrer Familie ausspannen. Sie erhielt für ihre Forderung nach mehr Freizeit und freien Wochenenden für Politiker Unterstützung aus der FDP. Nach Ansicht der familienpolitischen Sprecherin der Liberalen im Bundestag, Miriam Gruß, sollten Politiker ihrem Familienleben mehr Raum geben. Es erhöhe die Authentizität eines Politikers, wenn dieser nicht nur über seine Familie rede, sondern Familie auch selbst lebe, sagte Gruß dem Abendblatt. Gruß betonte: "So wie sich die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Zeit und flexible Zeit für die Familie wünschen, so geht es Politikern auch." Die FDP-Politikerin empfahl ihren Kollegen in diesem Zusammenhang, stärker das Internet und Telefonkonferenzen zu nutzen, um Entscheidungsprozesse voranzutreiben.

Zuvor hatte Schwesig im Abendblatt-Interview es als "fatal" bezeichnet, dass Politiker Parteitage und wichtige Sitzungen auf Sonntage legen. Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin betonte: "Politik ist nicht familienfreundlich." Das politische Leben erfordere eine hohe Präsenz. Schwesig erklärte, Familie habe bei ihr Vorrang vor der Politik. "Und deswegen brauche ich auch Auszeiten von der Politik."

Zustimmung erhielt Schwesig auch von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Er sagte der "Süddeutschen Zeitung", Politiker müssten darauf achten, noch ein Leben jenseits der Politik zu haben. "Der totalen Verfügbarkeit über die Familie, der muss man dennoch widersprechen, das muss möglich sein." Er selbst habe dies "ein paar Mal versucht, nach Auffassung meiner Frau ein paar Mal zu wenig", räumte der Minister ein.