Hamburg. Mit Begriffen aus der Nazi-Zeit hat Literaturnobelpreisträger Günter Grass auf die Debatte um sein israelkritisches Gedicht reagiert. "Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht", sagte der 84-Jährige im NDR. Mit "Gleichschaltung" war ein Gesetz der Nazis bezeichnet worden, das 1933 die Länder dem Reich unterordnete. Zur Gleichschaltung zählte ebenfalls die Aufhebung der Pressefreiheit unter dem Dach der Nazi-Propaganda.

Grass sprach von einer Kampagne gegen ihn. Den Vorwurf, er sei antisemitisch, wies er zurück. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte mit harten Worten auf das Grass-Gedicht und erinnerte an dessen Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Grass schreibt in seinem Gedicht, Israel gefährde den Weltfrieden, indem es einen Angriff auf den Iran und dessen Atomanlagen plane. "Ich werde hier an den Pranger gestellt", klagte Grass im ZDF.

Der frühere Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein (SPD), 74, greift Grass im Abendblatt scharf an. "Bei dieser totalen geistigen Verirrung kommt einem mehr als die Galle hoch", so Lahnstein. Grass sei "Möllemann in neuem Gewande". Der Ex-FDP-Chef Jürgen Möllemann hatte ein antisemitisches Flugblatt verteilt und verlor die Unterstützung seiner Partei.

Der vollständige Beitrag von Prof. Manfred Lahnstein sowie Hintergründe zur Grass-Debatte unter www.abendblatt.de/lahnstein