Berlin. Nach der Ankündigung von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), kein Geld für eine neue, dritte Schleuse im Schiffshebewerk in Scharnebeck (Landkreis Lüneburg) zur Verfügung zu stellen, hagelt es massive Proteste - auch aus der Union.

"Das Schiffshebewerk in Scharnebeck stellt am Elbe-Seitenkanal eine wesentliche Verbindung für den Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens dar", schreibt der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke (CDU) in einem Brief an Ramsauer, der dem Abendblatt vorliegt. Bereits seit Monaten bereite der baufällige Zustand der Anlage massive Probleme. Klimke, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Elbe der Unions-Bundestagsfraktion ist, fordert den Minister deshalb auf, seine Absage zum Bau einer neuen Schleuse zu überdenken. Ramsauers Einschätzung, die Leistungsfähigkeit der alten Schleuse werde in den nächsten Jahrzehnten ausreichen, teile er nicht, betonte Klimke.

In den vergangenen Jahren ist die Schleuse immer mehr zum Nadelöhr geworden. Über den Elbe-Seitenkanal werden vor allem die Güter vom Hamburger Hafen abtransportiert, mehr als acht Millionen Tonnen waren es 2011 insgesamt. Derzeit gibt es zwei Hebetröge in der 1974 gebauten und stark störungsanfälligen Anlage. Der Osttrog ist wegen Sanierungsarbeiten stillgelegt, der Westtrog wird danach einer Renovierung unterzogen. Gestern wurde die Anlage wegen technischer Probleme erneut komplett gesperrt.

Empört ist auch der Bundesverband der Binnenschiffer. "Das Bundesverkehrsministerium und der Hamburger Hafen wollen den Hinterlandverkehr per Binnenschiff verdoppeln. Mit seiner Absage an Scharnebeck konterkariert Minister Ramsauer die Zielstellung seines eigenen Hauses", sagte Geschäftsführer Jens Schwanen dem Abendblatt. Zudem seien die beiden Trogkammern mit 100 Metern viel zu kurz für moderne Schiffe, "wir bräuchten deshalb eine neue Schleuse, die mindestens doppelt so groß sein sollte", so Schwanen. Sein Verband wendet sich deshalb etwa mit der Hamburger Handelskammer, dem Bund deutscher Industrie BDI oder dem Naturschutzbund BUND ebenfalls mit einem Protestschreiben an Ramsauer.