Hamburg. Joschka Fischer ist noch immer ein Publikumsmagnet. Rund 350 Hamburger folgten gestern Abend der Einladung der Körber-Stiftung und des Magazins "Der Spiegel" zum "Montag an der Spitze" ins Körberforum. Im Gespräch mit "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo hielt der ehemalige Außenminister ein flammendes Plädoyer für Europa und warnte vor Kleinmut. Das Projekt der europäischen Einigung müsse man auch über die Köpfe vieler Menschen hinweg durchsetzen. "Gut, dass wir Politiker wie Adenauer hatten, die das über die Köpfe der Menschen entschieden haben", sagte Joschka Fischer.

Ausdrücklich stimmte er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in dem Punkt zu, dass der Euro die Schicksalsfrage Europas sei. Sollte der Euro scheitern, scheitere die europäische Einigung, dann scheitere Europa. Wenig Verständnis zeigte der ehemalige grüne Spitzenpolitiker für die deutsche Debatte über die Kosten der Euro-Rettung. "Wir geben das Geld doch nicht für andere, sondern für uns." Deutschland und die deutsche Wirtschaft profitierten in besonderem Maße von Europa.

Zugleich äußerte sich Fischer, der von 1998 bis 2005 Bundesaußenminister war, skeptisch über mögliche schwarz-grüne Bündnisse auf Bundesebene in Zukunft. "Ich bin nie ein Schwarz-Grüner gewesen", sagte Fischer. Die kulturellen Differenzen seien noch immer groß, es werde bis nach 2013 dauern, diese abzubauen. Indirekt warnte er vor den Folgen schwarz-grüner Flirts für seine eigene Partei. Einige Funktionäre seien weiter als die Wähler - das könne sich in einer Demokratie rächen.