Berlin. Was Amtsvorgänger Christian Lindner mehrfach zu ertragen hatte, musste am Sonntagabend Patrick Döring zum ersten Mal hinter sich bringen: ein Wahlergebnis zu erklären, das eigentlich einer Bankrotterklärung gleichkommt. Der FDP-Generalsekretär musste gewaltig in die rhetorische Trickkiste greifen, um die Fortsetzung des Niedergangs der Liberalen bloß nicht als ein Omen für die nächsten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen wirken zu lassen. In beiden Ländern sei die landespolitische Situation eine andere als an der Saar, beteuerte Döring in der Parteizentrale. Die Liberalen blickten "mit Ermutigung und großem Engagement" nach Kiel und auch nach Düsseldorf. "Wir werden dort zeigen, dass der organisierte Liberalismus in beiden Ländern stark genug ist, im Parlament und in Verantwortung eine wichtige Funktion zu haben." Bis dahin setze die FDP auf eine solide, vertrauensvolle Zusammenarbeit in Berlin.

Die CDU beeilte sich derweil, die SPD auch aus Berlin aufzufordern, eine Große Koalition einzugehen. "Wir erwarten, dass die SPD ihre Versprechen einhält und bald eine handlungsfähige Landesregierung mit Annegret Kramp-Karrenbauer an der Spitze gebildet werden kann", sagte Generalsekretär Hermann Gröhe. Der Wahlsieg sei ein tolles Signal auch für die kommenden Landtagswahlen im Mai. Der CDU-Kurs für solide Haushalte zahle sich aus. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel setzte gestern Abend auf Zeichen der Solidität. Er stellte klar, dass es ein rot-rotes Bündnis an der Saar nicht geben werde. Seine Erklärung für den verfehlten Wahlsieg war simpel: "Es gibt einfach noch viel Lafontaine-Romantik im Saarland."

Die Linke wartete nicht lange, um zurückzukeilen. Deren Bundesvorsitzender Klaus Ernst stänkerte im Saarländischen Rundfunk gegen das Modell der Großen Koalition: "Die SPD muss sich jetzt überlegen, auf welche Weise sie ihre Wähler übers Ohr haut", sagte Ernst. Das Programm der CDU stünde dem der Sozialdemokraten diametral gegenüber. Ob sie in eine Große Koalition gehen wolle, müsse sich die SPD überlegen. "Aber dann ist sie immer Zweiter."

Fern vom bekannten Zwist der SPD mit Lafontaines Linken mussten die erfolgsverwöhnten Grünen ihren ersten Rückschritt in der Wählergunst seit Jahren öffentlich erklären. Das tat der Vorsitzende Cem Özdemir, indem er das Saarland kurzerhand zum Nichtstammland der Grünen deklarierte. Ob Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen grüne Stammländer seien, ließ er dann aber offen.