Die FDP holt mit Spitzenkandidat Christian Lindner aber auf. Jürgen Rüttgers geht in Ruhestand. Angela Merkel will sich engagieren.

Düsseldorf/Hamburg. Knapp acht Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich einer neuen Umfrage zufolge eine stabile Mehrheit für SPD und Grüne ab. Die SPD käme nach einer Forsa-Umfrage für den "Stern" auf 39 Prozent, wenn schon an diesem Sonntag gewählt würde. Das wäre im Vergleich zur Landtagswahl 2010 ein Plus von 4,5 Prozentpunkten. Die Grünen würden mit elf Prozent ein etwas schlechteres Ergebnis (12,1 Prozent) erhalten. Mit zusammen 50 Prozent könnte die bisherige rot-grüne Minderheitsregierung eine eigene Mehrheit im Landtag erreichen.

Die CDU kommt in der Umfrage auf 33 Prozent, bei der Landtagswahl vor zwei Jahren war sie mit 34,6 Prozent stärkste Partei geworden. Die Piraten könnten mit dem erstmaligen Einzug in den Landtag rechnen, sie kommen in der Umfrage auf sechs Prozent. Mit jeweils vier Prozent würden FDP und Linke die Rückkehr ins Parlament verpassen. Aber: Mit der Nominierung von Ex-Generalsekretär Christian Lindner als Spitzenkandidat verbesserten sich die Liberalen um einen Prozentpunkt.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich stark im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen engagieren. Die CDU-Chefin plant bis zu neun Auftritte an Rhein und Ruhr. Die bisherige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nimmt den Wahlkampf bei Twitter auf. Die erste Nachricht, die Kraft im offenen Kanal zwitscherte: "Tag beginnt um 5.30 mit 1,5 h Ausdauer- und Aufbautraining. Anschließend Frühstück mit meiner Mutter. Dann Abfahrt nach Düsseldorf." Kraft twittert unter dem Kürzel HK. Textet ihr Team, wird das mit TK gekennzeichnet, betonte Parteisprecher Christian Obrok. Kraft lasse teilhaben an Privatem wie Politischem. Auch das Texten auf Facebook überlasse sie nicht mehr nur ihrem Team.

Krafts Vorgänger Jürgen Rüttgers (CDU) verlässt die politische Bühne. Rüttgers war Bundesforschungsminister unter Helmut Kohl, CDU-Oppositionsführer und Ministerpräsident und zuletzt einfacher Abgeordneter. Der 60-Jährige kandidiert nicht mehr für den Landtag und setzt sich zur Ruhe. "Der Vorsitzende der Arbeiterpartei in NRW bin ich", sagte Rüttgers nach seinem Wahlerfolg 2005, der ihn zum Regierungschef in Nordrhein-Westfalen und zum Nachfolger von Peer Steinbrück (SPD) machte. Es war das Mantra eines Mannes, der das soziale Gewissen seiner Partei sein wollte. (HA)