CDU-Spitzenkandidat in NRW bleibt aber bei seiner Linie und kann Personaldebatte nicht beenden

Düsseldorf. Es läuft einfach nicht rund für Norbert Röttgen. Seit Tagen wird über die Zukunft des CDU-Spitzenkandidaten im Falle einer Wahlniederlage diskutiert. Über Inhalte spricht hingegen niemand. Mit einer ersten Personalentscheidung für sein nordrhein-westfälisches Schattenkabinett will der Bundesumweltminister die quälende Diskussion hinter sich lassen. Doch der ersehnte Befreiungsschlag bleibt aus. Die Frage "Düsseldorf oder Berlin" steht weiterhin ungeklärt im Raum.

Die Einladung kam kurzfristig gestern Morgen. Röttgen wolle in drei Stunden in der CDU-Parteizentrale in Düsseldorf das erste Mitglied seiner potenziellen Regierungsmannschaft vorstellen. Vor Ort wird die bisherige parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltamt, Ursula Heinen-Esser, präsentiert. Sie soll nach der Wahl das Amt der Ministerin für Bundesangelegenheiten und Europa bekleiden. Röttgen greift Rot-Grün an. Die Koalition habe die Beziehungen zu Brüssel vernachlässigt. Seine Regierung wolle nunmehr eine "ambitionierte Vertretung" von nordrhein-westfälischen Interessen in Europa.

So weit, so gut. Doch bei der ersten Nachfrage ist sie wieder da: die bislang unbeantwortete Frage nach der Zukunft Röttgens im Falle einer Wahlniederlage. Der CDU-Politiker bleibt freundlich, weicht aber keinen Millimeter von seiner bisherigen Linie ab. "Ich arbeite nicht an der Vorbereitung der Niederlage. Ich arbeite allein an der Vorbereitung eines Wahlsieges", gibt Röttgen zu Protokoll. Erst soll gewählt werden, und wenn das Ergebnis feststeht, wird weiter entschieden.

Reinreden lassen will sich der CDU-Spitzenkandidat in seine Pläne nicht. Bei der Sitzung des Landesvorstandes am Montagabend gab es zu dem Thema keine Aussprache. "Jetzt ist Wahlkampfzeit", begründet Röttgen die fehlende interne Debatte. Und auf die Frage, ob die Bundeskanzlerin ihn zu einer Entscheidung dränge, sagt er stellvertretend für die nordrhein-westfälische CDU: "Teil unseres Selbstverständnisses ist, dass wir unsere Fragen ganz alleine entscheiden und keinen Ratschlag erbitten."

Dass die thematische Auseinandersetzung in den kommenden Wahlkampfwochen von der ungeklärten Personaldiskussion in den Schatten gestellt wird, glaubt Röttgen nicht. Die Bürger seien viel mehr an Fragen interessiert, die ihre Lebenssituation beträfen, anstatt zu erfahren, wer je nach Lage Vorsitzender der Landtagsfraktion werde. Nicht die Zukunftsfragen von Politikern beschäftigten die Menschen, sondern die Zukunftsfragen der künftigen Generation. "Das ist meine Überzeugung, für die ich eintrete", verkündet Röttgen.

Röttgen stellt sich bei dieser Gelegenheit als Politiker dar, der schon immer nur für seine Grundsätze gekämpft hat - auch bei Gegenwind. "Ich habe für meine Überzeugungen in der Energiepolitik schon gestanden, da war sie noch nicht Mainstream", beansprucht der 46-Jährige für sich. Bei ihm gehe es immer um eine "konsistente Linie", die stets für Inhalte eintrete. Mit diesem Argument wiegelt Röttgen sämtliche Nachfragen zur Personaldiskussion ab. Der CDU-Spitzenkandidat will endlich über Themen sprechen.