Kabul/Kandahar. Deutschland und Afghanistan wollen in Kürze ein Partnerschaftsabkommen für die Zeit nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes 2014 abschließen. Die Vereinbarung werde alle Felder der Politik erfassen, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) gestern nach einem Treffen mit seinem afghanischen Amtskollegen Abdul Rahim Wardak in Kabul. "Es wird in naher Zukunft fertiggestellt."

Drei Tage nach dem Massaker eines amerikanischen Soldaten an Zivilisten traf indes als erstes hochrangiges US-Regierungsmitglied Leon Panetta zu einem Besuch in Afghanistan ein. Panetta sprach zunächst im Süden des Landes mit US-Soldaten. Am selben Tag kam es in der Region zu zwei Bombenanschlägen mit mehreren Toten. In der Provinz Helmand starben acht Afghanen, als ihr ziviles Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet. Bei einem Anschlag in der Stadt Kandahar wurde ein afghanischer Geheimdienstmitarbeiter getötet. Zwei weitere Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS seien verletzt worden.

In derselben Provinz hatte ein US-Soldat in der Nacht zu Sonntag nach Angaben der afghanischen Regierung 16 Zivilisten getötet, darunter neun Kinder. Vor dem Massaker hatten Koranverbrennungen durch US-Soldaten für Unruhen in Afghanistan gesorgt. Die Beziehungen zwischen Washington und Kabul sind angespannt. Aus afghanischen Regierungskreisen hieß es, Panetta werde mit Präsident Hamid Karsai und Verteidigungsminister Rahim Wardak zusammenkommen. Nach dem Treffen mit Bundesverteidigungsminister de Maizière verurteilte Wardak das Massaker des US-Soldaten. Er machte aber deutlich, dass er nicht von einer dauerhaften Belastung des Verhältnisses zu den USA ausgeht. "Ich denke, wir können sicher sein, dass die zuständigen US-Stellen angemessen reagieren und den Verantwortlichen bestrafen werden", sagte Wardak. "Wir müssen weiter voranschreiten." De Maizière sprach den betroffenen Familien sein Beileid aus.

De Maizière versicherte, dass an dem Datum 2014 für das Ende des Nato-Einsatzes in seiner bisherigen Form nichts verändert werde. Das deutsche Engagement werde zuverlässig fortgeführt. Der afghanische Verteidigungsminister versicherte de Maizière, alles zu tun, um Angriffe afghanischer Soldaten oder Polizisten auf Verbündete der Internationalen Schutztruppe Isaf zu unterbinden. In der Vergangenheit hatte es immer wieder solche tödlichen Angriffe gegeben, auch auf Bundeswehrsoldaten. De Maizière sagte, die Zusage Wardaks sei für ihn eine "ganz wichtige Botschaft".