Koblenz. Bei Razzien in der rechtsextremen Szene in vier Bundesländern sind gestern auch Häuser und Wohnungen von mehreren NPD-Mitgliedern durchsucht worden. Das bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft in Koblenz. Insgesamt wurden 33 Wohnungen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg durchsucht und 24 Haftbefehle vollstreckt.

Die Aktion richtete sich vor allem gegen das Aktionsbüro Mittelrhein und dessen Zentrum, das Braune Haus in Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Das Aktionsbüro Mittelrhein ist eine rechtsextremistische Vereinigung, die als verfassungsfeindlich einzustufen ist", sagte der Koblenzer Oberstaatsanwalt Hans Peter Gandner. Unter den Mitgliedern werde es als legitim angesehen, Gesetze zu brechen, wenn Ziele nicht anders zu erreichen seien.

Bei den Untersuchungen gehe es um die Bildung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, um Körperverletzung, Landfriedensbruch und um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Hinweise auf eine Verbindung zur rechtsextremistischen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hätten sich jedoch nicht ergeben.

Allerdings war erst einen Tag zuvor bekannt geworden, dass Frank Schwerdt, der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende in Thüringen, zumindest Uwe Mundlos und Beate Zschäpe offenbar persönlich kannte - bevor die beiden mit Uwe Böhnhardt in den Untergrund gingen. Von Mundlos ließ er sich in Thüringen "mindestens einmal" fahren, räumte Schwerdt in einem ARD-Interview ein. Mit Zschäpe demonstrierte er in Erfurt noch im Januar 1998, belegt ein Foto in dem in der Sendung "Tagesthemen" ausgestrahlten Beitrag.

Allerdings: Damals wurden die drei späteren Mitglieder des Terror-Trios noch nicht per Haftbefehl gesucht. Mit ihrer Mordserie begannen die NSU erst im September 2000.

Einem internen Bericht des Bundesverfassungsschutzes zufolge wurde Schwerdt jedoch am 12. Februar 1998 - also zwei Wochen nach dem Abtauchen des Trios - von André K. kontaktiert. Dieser bat Schwerdt um "Unterschlupfadressen" für die Flüchtigen. Er habe nicht helfen wollen, sagte Schwerdt nun der ARD. 2001 aber nahm Schwerdt diesen André K. in die Thüringer NPD auf - wohl wissend, dass dieser ein Unterstützer des Trios war. In der ARD rechtfertigte sich der NPD-Bundesvize nun damit, die drei hätten "ja noch kein Schild damals um den Hals gehabt, dass sie irgendwelche Leute mal erschießen wollen oder Banken überfallen wollen". Dass sie "Bomben gebastelt" hatten, sei ihm allerdings klar gewesen, räumte Schwerdt ein.