Berlin/Frankfurt. Zwei Wochen vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten verteidigt Joachim Gaucks ältester Sohn Christian seinen Vater gegen Vorwürfe, er sei zu DDR-Zeiten kein wirklicher Widerständler gewesen. Der frühere evangelische Pfarrer habe "sich nicht gegen alles gestellt, aber er hat als Pastor sehr konkret geholfen. Damit war er für uns ein Bürgerrechtler im wahrsten Sinne des Wortes", sagte Christian Gauck der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Viele haben meinem Vater schon in der Wendezeit schwer übel genommen, dass er die DDR nicht reformieren, sondern abschaffen wollte", sagte Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet. Frühere DDR-Oppositionelle hatten zuvor Gaucks Rolle in der Bürgerrechtsbewegung relativiert. So warf der Mitbegründer der DDR-Bürgerrechtsbewegung "Neues Forum", Hans-Jochen Tschiche, Gauck vor, sich 1989 erst sehr spät der Opposition angeschlossen zu haben. Der Philosoph Peter Sloterdijk rechnet damit, dass Gauck aufgrund seiner "pastoralen Identität" bald vielen "auf die Nerven gehen" könnte. Dem "Focus" sagte er: "Es gibt schon jetzt Kommentatoren, die sagen, Merkel und Gauck, so viel politischen Protestantismus haben wir nicht verdient."