Nazi-Jägerin innerhalb der Partei allerdings umstritten. SPD kritisiert Entscheidung

Berlin. Sie ist eine der schillernden Figuren der bundesdeutschen Zeitgeschichte: Beate Klarsfeld, 73, die Journalistin und Nazi-Jägerin ist die Kandidatin der Linken für die Wahl des Bundespräsidenten am 18. März. Nach einer Hängepartie und den Absagen von Luc Jochimsen (Journalistin) und Christoph Butterwegge (Sozialwissenschaftler) wurde Klarsfeld nominiert. Die Entscheidung ist in der Partei allerdings umstritten. Die Deutsch-Französin selbst hofft auch auf Stimmen aus der Union. "Alle Demokratinnen und Demokraten, die nicht Herrn Gauck wählen wollen, haben damit eine echte Alternative", sagte Linken-Parteichef Klaus Ernst. Er betonte, dass inzwischen "ganz große Einmütigkeit" in der Linken über die Nominierung Klarsfelds herrsche. Sie stehe für Antifaschismus, Gerechtigkeit, soziale Verantwortung und Aufbegehren gegen herrschende Verhältnisse. Klarsfeld ist in der Linken aber unter anderem wegen ihrer uneingeschränkten Solidarität zu Israel umstritten. Sie wurde von Parteichefin Gesine Lötzsch ins Gespräch gebracht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Linke von der Suche nach einem Konsens-Kandidaten ausgeschlossen. Daraufhin hatte sich die Partei entschieden, einen eigenen Kandidaten zu nominieren. Die Linke stellt 125 Wahlleute in der Bundesversammlung und damit etwa zehn Prozent.

Die SPD kritisierte die Entscheidung: "Ohne die Linkspartei wäre Christian Wulff nie Bundespräsident geworden", sagte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Er spielte darauf an, dass es mit den Stimmen der Linken schon 2010 für Gauck gereicht hätte. Er war damals knapp Christian Wulff unterlegen. Die Linke wirft dem früheren Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde eine Vernachlässigung sozialer Themen vor.

Berühmt wurde die in Paris lebende Frau des Nazi-Jägers Serge Klarsfeld durch eine Ohrfeige. 1968 schlug sie Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf einem CDU-Parteitag wegen seiner NSDAP-Vergangenheit ins Gesicht und beschimpfte ihn als Nazi. Dafür wurde sie zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Ihr Anwalt war der spätere RAF-Anwalt Horst Mahler, der inzwischen dem rechten Milieu zugerechnet wird. Klarsfeld bemühte sich in den 70er-Jahren mit ihrem Mann Serge um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie dem ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie. In Frankreich wurde sie als "Ritter" und "Offizier der Ehrenlegion" ausgezeichnet.

Der Kölner Professor Butterwegge hatte kurz vor der entscheidenden Sitzung mit der Begründung abgesagt, er wolle nicht gegen zwei so honorige Persönlichkeiten in eine Kampfabstimmung gehen. Die frühere Fernsehjournalistin Jochimsen, die 2010 Kandidatin der Linken war und für die Partei im Bundestag sitzt, hatte sich zunächst für einen Boykott der Bundesversammlung ausgesprochen, ehe sie absagte.